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Görnitz

Dinter wurde krank. Eine gefährliche Gelbsucht setzte sein Leben in Gefahr. Sie schien vorüber, kam dann aber so heftig wieder, daß nur ein Aderlaß ihn rettete. Er fühlte sich danach außerordentlich schwach und war sich darüber klar, daß er sein schweres Amt in Dresden auf die Dauer nicht würde aushalten könne.
Daher entschloß er sich fortzugehen und die Pfarrstelle in Görnitz bei Borna, zwei Stunden von Kitzscher entfernt, also in seine geliebten Heimat gelegen, anzunehmen. Sie hatte ein gutes Einkommen und ließ ihm die Zeit ,eine Erziehungsanstalt in seinem Hause einzurichten. Trotzdem Reinhard ihm eine Superintenantur anbot, ob er Görnitz erhalten habe, antwortetet Reinhard: „Nur mit Mühe haben Sie es erhalten. Man schämte sich fast, Ihnen nichts Besseres zu geben.“
Der Abschied aus den ihm so lieb gewordenen Verhältnissen war ihm sehr schmerzlich; sein einziger Trost, daß er sein Werk in die Hände eines tüchtigen Nachfolgers legte. Eine große Anzahl seiner Seminaristen begleitete ihn von Dresden bis nach Meißen. Dort hielten sie ihre letzte gemeinsame Mahlzeit in einem Gasthaus in dem sie früher einmal sehr vergnügt gewesen waren. In Görnitz wurde er wie ein liebe, alter Bekannter mit Freuden begrüßt. Um sein Institut einrichten zu können, brauchte er einen Hilfslehrer und eine Hausfrau. Den ersteren zu finden machte ihm keine Mühe; er hatte ihn schon in seinem Hause.
Es war der junge Lehrer Günther, der mit seinem geliebten Direktor zusammen das Dresdener Seminar verlassen hatte. Als Dinter mit ihm über die Bedingungen seiner Stellung sprach, sagte er: „Einer von uns Beiden muß eine Frau nehmen. An wen wird nun die Reihe kommen? An den siebenundvierzigjährigen oder an den zwanzigjährigen? Günther lächelte schweigend, und Dinter fuhr fort: „Gut, sie kommt an Dich!“
Es dauerte auch nicht lange, da waren sie über die künftige Hausfrau einig, und am 30. August 1807 heiratete Günther ein Fräulein Türk. Bei dem Hochzeitsmahl mußte das junge Paar versprechen, ihm ihren ersten Sohn zu schenken. „Er sei klug, dumm, lahm, blind, taub,“ sagte er. Genug, Euer erster Junge ist mein. Dafür erziehe ich Euch den zweiten, bis er sich selbst ernähren kann.“ Beide Parteien hielten Wort.
Der erste Sohn wurde von Dinter gerichtlich adoptiert und führte seinen Namen. Er studierte Medizin und wurde ein angesehener Arzt in Königsberg. Den zweiten Sohn ließ Dinter ebenfalls studieren. Mit zwei jungen Dresdener Knaben eröffnete Dinter ohne weitere Ankündigung sein Institut. In kurzer Zeit hatte er mehr Zöglinge, als sein Haus fassen konnte; die er nicht aufnehmen konnte, mieteten sich bei Bauern ein.
Als er nach neun Jahren nach Ostpreußen übersiedelte, war die Zahl seiner Schüler in Görnitz auf dreißig gestiegen; drei Hilfslehrer erteilten mit ihm und unter seiner Leitung den Unterricht. Einer dieser Lehrer begleitete ihn nach Königsberg als Aufseher für die beiden Knaben seines Günther. Er hatte die Bedingung gestellt, nach drei Jahren wieder zurückkehren zu dürfen; aber es gefiel ihm dann in Preußen und er blieb dort als Lehrer an der Taubstummenanstalt in Königsberg.
Liebe, Arbeit, Freiheit und religiöser Sinn waren auch in Görnitz die leitenden Grundsätze von Dinters Wirken. Die Zusammenstellung der Schüler aus den verschiedenen Gesellschaftsschichten brachte eine große Vielseitigkeit des Unterrichts mit sich. Dinter selbst lernte Italienisch, Latein und Französisch wurde allgemein betrieben; nur die künftigen Landschullehrer blieben davon fern. Die Lehrer arbeiteten vor allem darauf hin, in den Knaben das Interesse zu erwecken, für sich selbst zu arbeiten.

Weniger kam es ihn darauf an, wie weit sie kamen. Aber die Kinder sollten gerne lernen, und was sie hatten, mußte ihr volles Eigentum sein. Wenn es die Witterung erlaubte, wurden im Sommer alle Stunden im Garten gegeben. Jährlich war eine Woche zu einer Reise bestimmt, die die Kinder anregte und das schüchterne, menschenscheue Wesen hinderte, das so leicht den zu angestrengten oder zu abgesondert lebenden Kindern anhängt.
Dinters Ruf als außenordentlicher Pädagoge, als erfolgreicher Verbesserer des Volksschulwesens, drang weit über die Grenzen seines Vaterlands hinaus.  König Friedrich August von Sachsen hatte ihn in großartiger Weise geehrt, indem er in Anerkennung seiner Verdienste eine goldene Medaille auf ihn hatte prägen lassen. Sie war siebenundzwanzig und eine halben Dukaten schwer. Auf einer Seite war des Königs Bildnis mit der Inschrift Artium tutela; auf der anderen das Vaterland, umgeben von den Genien der Künste und Wissenschaften, wie es dem Genius der Schriftstellerei den Kranz reicht. Die Umschrift nannte Dinters Namen und sein Amt und erklärte, daß ihm diese Auszeichnung wegen seiner Verdienste um das Schulwesen zu teil geworden sei. Die sächsischen Bauern deuteten sich diese Madaille allerdings anders. „ Was war denn darauf abgebildet?“ fragten sie den einen von ihnen, dem sie Dinter gezeigt hatte, und dieser, der das Vaterland mit Genien herum bewundert hatte, antwortete: „Der Paßtor Dinter mit allen seinen Schuljungen!“
Der Oberpräsident von Westfalen, Freiherr von Vincke, erzählte in der Gesellschaft in Münster, daß die Regierung einen neuen Schulrat brauche; er wisse aber niemand, den er vorschlagen könne. Zufällig befand sich in dieser Gesellschaft auch der General Thielemann, ein Schwager des Oberhofpredigers Reinhard. Er lenkte den Blick Vinckes auf Dinter, und unverzüglich setze sich der Oberpräsident mit diesem in Verbindung. Bald waren die Bedingungen zur beiderseitigen Zufriedenheit festgesetzt.
Aber Dinter kam nicht nach Westfalen. Das Ministerium in Berlin, einmal auf Dinter aufmerksam gemacht, bestimmte anders über ihn und verpflichtete ihn als Schulrat und Konsistorialrat nach Königsberg in Ostpreußen. So ging der sechsundfünfzigjährige Mann in ein fremdes Land, in dem er  niemand kannte, verließ Heimat, Familie, Freunde, die er liebte, einen Wirkungskreis, eine Gemeinde, an denen sein Herz hing, und der einzige Vorteil dieser Veränderung für ihn bestand darin, daß er seine Kinder nicht fortgeben durfte, sondern bei sich im Hause behalten konnte, wenn er Bewohner einer Stadt war, die Gymnasium und Universität hatte.
Was ihn aber vor allem trieb, dem Rufe dorthin zu  folgen, war wieder die Aussicht auf einen größeren Wirkungskreis; im Gefühl seiner Kraft wollte er sich ihm nicht entziehen; in Erwartung der Schwierigkeiten, die ihm auch in Ostpreußen entgegentreten würden, freute er sich, sie besiegen zu können. In seiner selbstverfaßten Lebensgeschichte sagt der faßt Siebzigjährige, daß es ihn auch keine Stunde gereut habe, Preuße geworden zu sein. Am 15. November 1816 überschritt Dinter die preußische Grenze. Aber nicht als ein einsamer Mann. Wie ihn von Kitscher einige seiner Schüler nach Dresden begleitet hatten, wie vom Dresdener Seminar der junge Lehrer Günther ihm nach Görnitz gefolgt war, so ließ ihn auch jetzt die Liebe nicht allein. Vier Knaben, zum Teil noch in dem zartesten Alter, zogen mit ihm du hingen an dem alternden Manne mit einer Innigkeit, die ein deutlich redendes Zeugnis ablegte für die warme Zärtlichkeit, die sein Herz für alles, was Jugend und Kindheit hieß, empfand. Seine vier Begleiter waren sein adoptierter Sohn Dinter, dessen jüngerer Bruder Günther, ein zwölfjähriger Knabe Köhler und der junge Lehrer Schröter.

Dinters Tätigkeit in Ostpreussen

Die trübe, schwere Stimmung, in der sich die Reisenden alle mehr oder weniger befanden, wurde bald durch die Zerstreuung der Reise unterbrochen und gehoben. Der Morgen begann  mit einem frommen Gesang; fröhliche Lieder wurden später angestimmt, Erinnerungszeichen und merkwürdige Orte  unterwegs besichtigt. In Berlin stellte Dinter  sich seinen Vorgesetzten vor und besuchte die Taubstummenantalt, um ein solches, ihm noch fremdes Institut, kennen zu lernen. Die dort verlebten Stunden betrachtete er in Königsberg als für ihn und die Königsberger Anstalt sehr nutzbringend gewesen.
Am 9. Dezember 1816 kam die kleine Schar an ihren Bestimmungsort Königsberg an, und am 16. Dezember schwur Dinter seinem neuen Vaterland Treue und gelobte sich in seinem Herzen: „Ich will jedes preußische Bauernkind für ein Wesen ansehen, das mich bei Gott verklagen kann, wenn ich ihm nicht die beste Menschen- und Christenbildung schaffe, die ich ihm zu schaffen vermag.“
Dinters Amt als Konsistorialrat und Schulrat verlangte ihm sehr verschiedene  Betätigungen und mit der gewohnten eifrigen Pflichttreue kam er allen diesen Forderungen nach. Sein ganzes Herz hing an den Kindern, vor allem an den Kindern des Volkes und an ihrer Volksschule. Da sein Vorgänger für die Gymnasien viel, für das Elementarschulwesen nur wenig getan hatte, so stellte sich Dinter die Aufgabe, gerade diesem seine Hauptaufmerksamkeit zuzuwenden. Er hatte das Glück unter dem Oberpräsidenten v. Schön zu arbeiten, der seine Bemühungen nach Möglichkeit förderte, da er von dem gleichen Streben nach besserer Volkserziehung beseelt war, wie Dinter.
Etwa vierhundert Volksschulen hat Schön in der Zeit seine Amtstätigkeit eingerichtet; aber vor seinem tatkräftigen Eingreifen existieren deren nur sehr wenige, und diese litten unter dem denkbar schlechtesten Material von Lehrern, nur einzelne machten davon eine Ausnahme. Aber Dinter schreckte das nicht. Wie er in Sachsen Lehrer und Kinder zu gleicher Zeit zum bessern verändert hatte, so wollte er es auch in Preußen mit frohem Mut beginnen.
Ausbildung tüchtiger junger Leute zu Seminaristen und häufiges Revidieren der Schulen, diese anstrengende Arbeit war ihm auch hier eine Freude. Er hatte sein neues Heimatland bald lieb gewonnen; die Befürchtungen, mit denen er es betreten hatte, waren grundlos gewesen. Vor dem rauen Klima war ihm Angst gemacht worden; sein Arzt meinte, er würde es dort nicht drei Jahre aushalten. Er selbst hatte seinen vier Zöglingen gesagt, sie möchten sich in Sachsen noch einmal recht satt an Obst essen; in Preußen würde es wohl nicht viel davon geben. In den ersten Jahren fand Dinter bei seinen Schulrevisionen häufig ganz ungeeignete Lehrer; sie verstanden es nicht, mit den Kindern umzugehen, ihnen etwas klar zu machen. In solchen Fällen traf er schnelle Änderungen. Seine Ansicht war: „Ein Schneider, der nicht nähen kann und ein Schullehrer, der nicht mit Kindern reden kann, stehen sich ziemlich gleich. Jenem wird man kein Tuch zum Kleid, diesem soll man kein Kind anvertrauen.“
Ebenso fiel es ihm auf, daß die Lehrer sich um die Bildung der Mädchen gar nicht kümmerten, sondern sich nur um die Bildung der Knaben bemühten. Er versuchte auch hierin Änderungen zu schaffen, hatte aber mit dem mangelnden Verständnis des Volks für Mädchenbildung viel zu kämpfen. Als ein Lehrer bei der Erklärung des achten Gebotes immer nur die Knaben fragte, ergriff Dinter das Wort und redete eins der Mädchen an: „Sage einmal, wenn jemand spräche, die Jungen dort müssen etwas lernen und die Mädchen können in Gottes Namen dumm bleiben, was hätte er geredet, die Wahrheit oder die Unwahrheit?“ Das Mädchen rief, ohne sich zu besinnen: „Die Wahrheit hat er gesagt!“

Indem sich Dinter jederzeit bei seinen Revisionen um alle Kinder ganz gleichmäßig bekümmerte, wirkte er für die Beachtung der Mädchen besser, als es durch besondere Verfügung geschehen wäre. Er hielt die Frau als Erzieherin der kommenden Generation, als Leiterin des Hauswesens, als Gefährtin des Mannes für ganz besonders bedürftig einer guten Erziehung. Mit seiner schon mehrfach bewiesenen Energie schuf Dinter auch in Preußen einen neuen Lehrerstand. Gegen völlige Unfähigkeit war er streng; nützte eine Ermahnung nicht, so folgte Amtsenthebung oder der Lehrer erhielt einen Adjunkt. Aber wo er tüchtige Kräfte fand, war ihm die Schulrevision eine Herzensfreude. Er tadelte bei guten Lehrern fehlten, wenn er etwas fand, womit er unzufrieden war, aber er nannte den Lehrer sofort „Sie“ anstatt des sonst von ihm gerauchten freundlichen „Du“. Der Betreffende verstand das wohl, und einmal kam einer derselben den Schulrat bitten, seine Schule zu revidieren; er möchte sich gern wieder das „Du“ verdienen.
Auch für eine feste Besoldung der Lehrer seitens der Behörden trat Dinter ein; bis dahin waren sie meistens auf das Schulgeld angewiesen, das ihnen die Kinder brachten. So wirkte er überall für die soziale Hebung des Lehrerstandes durch geistige nd materielle Verbesserung. Neben seiner reichhaltigen Tätigkeit als Konsistorialrat standen vier Schullehrer-Seminare im Regierungsbezirk Königsberg unter seiner Aufsicht: das Königsberger Waisenhaus, dessen Zöglinge ihm viel Freude machten, Braunsberg, Klein Dexen (später preußisch Eylau) und Mühlhausen. Sehr erfreut war, als Friedrich Wilhelm III. anordnete, es sollten die Seminaristen auch in der Königsberger Taubstummen-Anstalt gelehrt werden, mit Taubstummen Kindern zu verkehren. Dinter unterschied immer die Bildung der Kraft und die Mitteilung von Kenntnissen; er hielt die Bildung der Kraft für die wichtigere Aufgabe der Schule. Die Schüler sollten denken lernen, ihre geistige Kraft beweglich, für das Leben dienlich machen. Ist diese formale Bildung gefördert, sagte er, so finden sich die Kenntnisse leicht. Dazu mußten zunächst die Lehrer selbst erzogen werden.
Bei Dinters Amtsantritt hatten die Lehrerseminare am Waisenhaus und in Braunsberg keine Übungsklassen, so daß  die künftigen Lehrer alles lernten, nur nicht die wichtigste Kunst des Unterrichtens. Dinter verlangte darin sofort eine Änderung und setzte dieselbe auch trotz mancher Schwierigkeiten durch. Das Seminar in Klein Dexen fand er schon in gutem Zustand vor. Als die Zahl der Lehrer dort vergrößert wurde, veranlasste er die Anstellung seines lieben Günther, des Vaters seines Adoptivsohnes.
Das vierte Seminar, Mühlhausen, war das kleinste. Man wollte es eingehen lassen, um Geld für ein polnisches Seminar zu gewinnen. Dinter wehrte sich dagegen. Seine Erklärung begann mit den Worten: „Es muss den Polen geholfen werden, aber nicht auf Kosten der Deutschen.“ Die Behörde sah die Richtigkeit seiner Meinung ein, und das Seminar blieb bestehen. Die litauischen Anstalten besuchte Dinter nur im Anfang seines Aufenthaltes in Preußen; dann wurde dort ein Freund von ihm als Konsistorial-Kommissar angestellt.
In der ersten Zeit war er gewöhnlich den vierten Teil des Jahres auf Reisen. Er studierte aber auf diesen Reisen nicht nur die Schulen, sondern lernte auch Land und Leute kennen, Sprache und Charakter des ostpreußischen Volkes. Kehrte sein Fuhrmann in einem Kruge ein, so ließ Dinter sich mit jedem, den er vorfand, in ein Gespräch ein, hörte Urteile über Personen und Verhältnisse des Lebens und hatte große Freude über die natürliche, gerade und oft witzige Art des einfachen Mannes. Am meisten hatten es ihm natürlich die Kinder wieder angetan, und mancher Scherz, manches neckendes Wort flog von ihm zu ihnen herüber und wurde munter erwidert.
Zahlreiche kleine Geschichten erzählte er selbst in seiner Lebensgeschichte. Sie legen ein deutliches Zeugnis ab von seiner warmen Herzlichkeit zu den Kindern, wie ebenso von der Freude, die ihm ihre munteren Antworten machten. So rief er einmal einem Bauernknaben zu: „Junge, ich bin gestern durch dein Dorf gefahren! Was habt Ihr für wunderbare Häuser dort!“ „Warum“ fragte der Knabe. „Ueberall habt ihr die Haustür unten, und den Schornstein oben!“ antwortete Dinter mit scheinbarem Ernst. Aber der Junge ließ sich nicht verblüffen. „Habt ihr´s in Königsberg anders?“ war seine muntere Gegenfrage. Und ein anderer Junge antwortete ebenso geweckt. Dinter fragte ihn: „Was hast du heut für ein tollen Streich gemacht? – Hast den Kopf zwischen die Ohren hineingesetzt!“ „ Haben Sie ihn denn wo anders?“ klang es lustig zurück.

Auch in Königsberg konnte er kaum einen Gang machen, ohne ein Kind anzureden. Schlagfertig, ja eine kleine Derbheit desselben war ihm lieber als Schüchternheit. So erzählte er mit großer Freude, wie einmal ein kleiner fünfjähriger Bursche, dem er im Vorbeigehen den Kopf gerieben hatte, ihm trotzig zurief: „Wer hat dir´s erlaubt, daß du  mir auf dem Kopfe krabbelst?“ Der Zucht des Elternhauses legte Dinter große Bedeutung für Erfolg der Schule bei und einstmals, als er von einem Lehrer wissen wollte, wie es mit Schulstrafen in seiner Schule bestellt sei, und dieser ihm Stolz erwiderte, in seiner Schule wisse überhaupt niemand, was eine Schulstrafe sei, da sagte er ihm: „ Daran haben die Eltern gewiß so viel Anteil wie du. Wären diese nicht so gut, so kämst du ohne Schulstrafe nicht durch.“
In den Schulen in Sachsen, die Dinter selbst leitete, hatte er die Kinder in den Pausen zwischen den Schulstunden auf dem Schulhofe viel lauter lärmen lassen, als es andere Schulen erlaubten; man machte ihm damals den Vorwurf, daß er den Kindern zu viel Freiheit lasse. Aber er ließ sich nicht beirren, und der Erfolg gab ihm recht. Seine Ansicht war: „Schwärmen will der Mensch, der lebendige einmal. Verwehrt man´s ihm in der Jugend, so holt er´s in den folgenden Jahren oft ohne Aufsicht und mit Gefahr seines Lebens nach.“ Für besonders veranlagte Knaben, die Dinter auf seinen Revisionsreisen in der Volksschule kennen lernte, sorgte er, daß sie studieren konnten. Er interessierte andere, wohlhabende Leute für sie, nahm auch selbst verschiedene von ihnen mehrere Jahre frei in dein Haus, wenn sie in Königsberg die Universität besuchten.
Aber schon zu seinen Lebzeiten änderten sich die Verhältnisse. Befand 1816 bei seiner Ankunft in Preußen ein Mangel an Studierenden, so daß eine Aufmunterung zum Besuch der Universität wünschenswert war, so gab es 1829 so viele Studenten, daß Dinter jeden vom Studieren zurückhielt, der sich nicht durch besondere Begabung und Lust dazu auszeichnete.
Mit dem damaligen Oberpräsidenten von Ostpreußen, Theodor von Schön, stand Dinter in einem ganz besonders angenehmen Verhältnis. Schön würdigte und erkannte vollständig Dinters große Tüchtigkeit und Verdienste und gewährte ihm jeden Wunsch, den er für seine Schulen  hatte. Ebenso stand ihm das Ministerium gegenüber. Der Minister Altenstein war ihm sehr wohl gesinnt, interessierte sich auch für seine Schriften und befahl deren allgemeine Verbreitung. Der Geheime Staatsrat Nicolovius forderte ihn auf, er möchte ihm halbjährlich schreiben, wie es ihm gehe und was er wünsche, was Dinter natürlich mit Freuden tat.
So konnte er, wie in Sachsen, auch in Preußen mit Befriedigung es empfinden, daß die Regierung seine Arbeit anerkannte und förderte, und dankbar gedachte er stets den Monarchen, deren Unterstützung sein Lebenswerk gefördert und dessen segensreichen Erfolg ermöglicht hatte.