Ich möchte Sie hier auf dieser Seite auf einen kleinen Stadtrundgang mitnehmen, um Ihnen mein Borna näher zu bringen.
Zum Anfang einige allgemeine Angaben. Borna wurde erstmals 1251 urkundlich erwähnt. Dennoch ist die Stadt viel älter. Erste Siedlungstätigkeiten sind im 9./10. Jahrhundert in der Wyhraaue nachweisbar. Eine erste Kaufmannssiedlung entstand am heutigen Königsplatz im 12. Jahrhundert. Etwa 100 Jahre später entsteht eine Ansiedlung im heutigen Marktbereich.
Der Ortschronist Thomas Bergner
Borna war in ihrer Anfangszeit eine landwirtschaftlich geprägte Stadt. Wer kennt nicht den Begriff „Zwibbelborne“. Die Zwiebel war das Hauptanbauprodukt. Doch auch Meerrettich, Gurken und Salat wurden auf den Feldern um Borna angebaut. Nach Angaben alter Chronisten soll im 15. Jahrhundert auf den Feldern um Borna auch Safran (!) angebaut wurden sein.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Borna von einer Bürgerstadt zu einer Industriegemeinde, der Bergbau hielt Einzug. 1799 beantragten der Leipziger Universitätsbaumeister Siegel und der Bornaer Maurermeister Uhlmann den Abbau von Kohle. Damit entstand am Rosseberg die erste Bornaer Braunkohlengrube (heute: Freilichtbühne Volksplatz). Anfangs im Tiefbau, entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten Tagebaue. Brikettfabriken und Kraftwerke prägten fortan das Bild der Stadt.
Ein drittes wirtschaftliches Standbein der Stadt war das seit 1849 ansässige Karabinier-Regiment und da sind wir am Anfang meiner Führung an der Hauptwache am Markt, der heutigen Tourismusinformation.
Am 1. November 1849 wurde das 3. schwere Reiterregiment in Borna stationiert. 1876 erhielt es vom sächsischen König den Ehrennamen „Carabinier-Regiment“ verliehen. Neben dem Garderegiement in Dresden, war das Karabinier-Regiment das zweite Eliteregiment in Sachsen. Es konnte nicht ohne weiteres jeder hier dienen. Man musste ein Pferd besitzen und Erfahrung mit diesem haben. So dienten hier viele Söhne des sächsischen Adels, unter ihnen Victor Vieth von Golßenau, Bruder des Schriftstellers Ludwig Renn, der Borna ein Denkmal in seinem Buch „Adel im Untergang“ setzte.
Desweiteren diente hier der spätere bekannte impressionistische Maler Fritz von Uhde. Die Angehörigen des Regimentes waren in Bürgerquartieren untergebracht. Die Wachmannschaften hatten hier in der Hauptwache ihr Domizil. Erst als die Kasernen, das heutige Landratsamt, fertiggestellt waren, fand am 1. Oktober 1901 der letzte Wachaufzug statt. Danach war die Hauptwache u.a. Polizeirevier, Volkshochschule und Wohnungsamt. Seit 2005 beherbergt das Gebäude die Tourismusinformation der Stadt Borna. Neben der Hauptwache befindet sich das ehrwürdige Rathaus. Die älteste schriftliche Nachricht über ein Rathaus in Borna stammt aus dem Jahre 1439. Darin heißt es: „am Abend unserer Lieben Frau Verkündigung, am Dienstag, Meister Wolffart anfing, das neue Rathaus zu mauern.“ Also es muss schon vorher einen Rathausbau gegeben haben, der wahrscheinlich im Hussitenkrieg zerstört wurde. Auf einer Zeichnung von Dillich aus dem Jahre 1628 erkennt man das Rathaus mit mehreren Renaissance-Giebeln. Solche erkennt man heute noch am Turmgiebel der Stadtkirche. Kein Wunder es war der selbe Baumeister, aber dazu später mehr.
Das Rathaus diente nicht nur zu Verwaltung. Hier wurde auch fleißig Handel betrieben, vor allem mit Tuchen und Kürchnerwaren. Weiter befanden sich hier die Brot- und Fleischbänke sowie die Bürgerwehr hatte hier einen Raum. Der Ratssaal diente für Feierlichkeiten und Theateraufführungen. 1668 wurde das Rathaus ein Opfer der Flammen. Ein verheerendes Großfeuer vernichtete das Rathaus bis auf die Grundmauern. Innerhalb eines Jahres wurde das Rathaus mit dem heutigen Aussehen errichtet. Dabei wurde es um die hälfte nach Westen versetzt.
Bei Rekonstruktionsarbeiten und archäologischen Untersuchungen im Jahre 1994 konnte festgestellt werden, dass der Ostteil des Rathauses unterkellert und Bruchsteinfundamente aufweist, aber der Westteil, des heutigen Ratskellers auf die Brandschicht von 1668 aufgebaut wurde, daher wohl auch die schnelle Aufbauzeit für des neuen Rathauses. Aus dieser Zeit stammt auch das Rathausportal aus Rochlitzer Porphyr.
Der Schlussstein des Portals schmückt das Bornaer Wappen. Geschmückt ist das Portal mit den Initialen der obersten Ratsherren. So erkennen wir Initialen von den damaligen Bürgermeistern Abraham Grünigk, Elias Matthaei und dem Stadtrichter Melchior Altwein. Ein Schmuckstück sind die Türflügel. Sie zeigen groteske Masken im Knorpelstil des 17. Jahrhunderts. Manche meinen scherzhaft, es seien die Gesichter ehemaliger Ratsherren, die der Stadt nicht gutgesonnen waren.
1887 fand die letzteren großen Umbauten am Rathaus statt. So entstanden die beiden Erker, der Balkon für die Turmblässer verschwand und im Ostteil der ersten Etage entstand ein neuer Rathaussaal mit einer wunderschön verzierten Decke im Stile des Historismus. Heute dient dieser Raum nur für bestimmte Feierlichkeiten, da er für die heutigen öffentlichen Ratssitzungen zu klein ist.
Auf der linken Seite des Marktes befindet sich das Alte Amt. Einst befand sich hier der Gasthof „zu den drei Schwaanen“. Neben dem Hotel „Blauer Hecht“, leider nicht mehr vorhanden, und dem Hotel „zum Goldenen Stern“ war das Gasthaus „zu den drei Schwaanen“ eines der ältesten und bedeutendsten Gastlichkeiten in Borna. 1655 ging dieses Gebäude aus Privathand durch Kauf in den Besitz des kurfürstlichen Amtes über. Die kurfürstlichen Beamten erhielten hier erstmals ihren Dienstsitz, hier war das Justiz- und Rentamt untergebracht.
Obwohl es jetzt ein Verwaltungsgebäude war, hatte man immer noch auf das Gebäude vom vorherigen Nutzer das Braurecht. Aus einer Jahres-Rechnung des Jahres 1694 die im Staatsarchiv Leipzig liegt, entnehmen wir: „Das Ambthaus an dem Markt Stadt Borna und an der Ecke der sogenannten Altenburgischen Gasse gelegen, so vormals ein Bürgerhaus und Gasthoff gewesen, auch daher annoch die Braugerechtigkeit hat.“
Im Jahre 1740 überließ das kurfürstliche Amt das auf dem Gebäude liegende Braurecht und die Gastgerechtigkeit der Stadt zur Nutzung, diese ließ jedoch das Gastrecht ruhen. Im Frühjahr und im Herbst 1813 richtete im Vorfeld der Leipzige Völkerschlacht hier König Friedrich von Preußen mit seinem Militärstab sein Hauptquartier ein. Von 1955 bis 1968 befand sich hier das Heimatmuseum, bis es in einer Nacht-und-Nebel-Aktion geschlossen wurde und der „Sozialistische Aufbaustab“ hier einzog. Borna sollte eine Sozialistische Stadt werden, alle historischen Gebäude bis auf das Rathaus, die Stadtkirche und das Reichstor sollten verschwinden und Neubauten weichen. Heute befindet sich hier die Sparkasse, die schon mal 1863 hier ein kurzes Intermezzo hatte.
Das nächste Gebäude das ich ihnen vorstellen möchte ist das Lutherhaus. In diesem Gebäude übernachtete am 4. März 1522 Dr. Martin Luther beim Geleitsmann Michael von der Straßen. Martin Luther war ohne das Wissen seines Kurfürsten Friedrich dem Weisen heimlich aus seinem Versteck auf der Wartburg zurückgekommen. Hier in Borna verfasste er an seinen Beschützer dem Kurfürsten den sogenannten „Aschemittwochbrief“, in dem er auch ihm seine Rückkehr ankündigte.
Wenn wir hier an dieser Stelle Martin Luther würdigen, dürfen wir nicht vergessen, und das sollte ganz besonders herausgestellt werden, das Borna eine „Keimzelle der Reformation“ war. Hier wurde schon sehr früh die evangelische Messe gehalten und ab 1518 ein evangelischen Prediger tätig.
1526 fand unter der Leitung des Freundes von Luther, Georg Spalatin hier die erste evangelische Kirchenvisitation hier in Borna (!) statt, erst später fanden Kirchenvisitationen im Altenburger und Meißner Land statt. Martin Luther weilte noch mehrmals auf seinen Weg nach Altenburg, wo er Spalatin besuchte, in Borna. Vier Predigen die er in Borna hielt, wurden 1528 gedruckt und blieben so der Nachwelt erhalten. Nicht zu vergessen sei in diesem Zusammenhang, das seine spätere Frau Katharina von Bora im Nahen Lippendorf geboren wurde.
Im Lutherhaus übernachtete im Vorfeld der Völkerschlacht 1813 der Zar Alexander von Russland.
Vom großen historischen Wert ist das Gebäude Markt 11, heute Bürgerhaus „Goldener Stern“. Das Gasthaus ist einer der ältesten noch erhaltenen Gebäude von Borna. Einst soll sich hier an dieser Stelle das markgräfliche Stadtschloss befunden haben. Wenn man sich die Mauern im Keller betrachtet und die Fenstergewände, die bei den Rekonstruktionsarbeiten in den 1980/90Jahre gefunden wurden, mag man das Glauben. Sie passen zu keinem alten Gasthof. Dieses Schloss wurden mit großer Sicherheit im Hussitenkrieg (1429/30) und im darauffolgenden Sächsischen Bruderkrieg (1446-1451) zerstört. Auf den Resten wurde das Gasthausgebäude errichtet. 1490 wird erstmals ein Gasthof an dieser Stelle erwähnt, es ist überhaupt die erste Erwähnung eines Wirtshauses in Borna. Sein Name „Goldener Stern“ wurde erstmals 1620 schriftlich erwähnt. Über die Jahrhunderte entwickelte sich der „Goldene Stern“ mit seinem „brillanten Saal“ zum kulturellen Mittelpunkt der Stadt. Heute befindet sich hierin der Ratssaal und das Standesamt.
Schmuckstücke des Marktes sind die zwei Gebäude an der Ostseite des Marktes. Das linke das sogenannte Junghans`sche Haus im Stile des Rokoko und das Schreibersche Haus, in dem am 4. Mai 1813 der Kaiser von Frankreich Napoleon I. übernachtete.
Mein Weg führt weiter über die Reichsstraße. Einst eine dichtbefahrene Straße, sie war die Hauptschlagader der Stadt, ist sie heute eine Flaniermeile der Bornaer Bürger. Viele meinen die Straße hat ihren Namen davon, das hier einst die reichsten Bornaer lebten, das ist nicht so. Die Straße führte hinaus ins Reich, daher der Name.
Das nächste Ziel, das Gebäude Reichstraße Nr. 6 mit der Tafel zum Stadtbrand. Wie ich schon oben erwähnte, wütete 1668 ein großes Feuer in der Stadt. Doch lange waren sich die Chronisten über den genauen Tag nicht einig, die einen schrieben den 5. August, andere den 7. August. Bei Bauarbeiten am Haus im Jahre 2000 fanden die heutigen Besitzer diese Tafel und brachten sie wieder an. So mit war endgültig klar, das der große Bornaer Stadtbrand am 5. August 1668 war. Ausgelöst wurde er wahrscheinlich durch das Spielen mit Schwefelhölzern von Kindern im „Hasenwinkel“ hinter dem Rathaus. Die Eltern waren auf den Feldern und durch die damaligen Strohdächer konnte sich das Feuer schnell verbreiten. Etwa 100 Häuser und das Rathaus fielen den Flammen zu Opfer.
Als nächstes folgt die Geburtsstätte des Pädagogen Dinters. Gustav Friedrich Dinter wurde am 29. Februar 1760 hier geboren. Das Geburtshaus wurde durch ein Neubau im 19. Jahrhundert ersetzt. Er wuchs in einer Advokatenfamilie auf und besuchte die Landes- und Fürstenschule zu Grimma. Einer seiner ersten Anstellungen hatte er als Pfarrer im nahen Kitzscher, wo er auch Schüler privat unterrichtete. Darauf wurde man in Dresden aufmerksam und holte ihn als Rektor an das Friedrich-August-Seminar in Dresden-Friedrichstadt. Durch eine Krankheit verhindert kam er zurück in seine Heimat und wurde Pfarrer in Görnitz. Das Dorf Görnitz musste 1965 der Braunkohle weichen. Neben seiner Pfarrstelle richtete er hier ein privates Lehrerseminar ein. Das blieb dem preußischen Staat nicht verborgen und man holte ihn nach Königsberg/Ostpreußen, um das preußische Volksschulsystem zu reformieren. Im Laufe seines Lebens veröffentlichte er eine Unzahl von pädagogischen Schriften. Am 29. Mai 1831 verstarb Dinter in Königsberg. In Anerkennung seiner Verdienste nannte man ihn den „sächsischen Pestalozzi“.
Den Abschluss der Reichstraße bildet das imposante Reichstor. Einst hatte Borna vier Stadttore. Das Altenburger Tor, das Pegauer Tor mit der Folterkammer, das Roßmarktsche Tor, auch Ölturm genannt, da dort das Öl für die Straßenbeleuchtung aufbewahrt wurde und das Reichstor. Das Reichstor ist das noch einzige erhaltene Stadttor. Hier befanden sich die Wachstube und Arrestzellen. Der erste Torbau wer ein Fachwerkgebäude.
1723 wurde dieses Tor im Barockstil vom sächsischen Generalakzisebaumeister Naumann auf den Grundmauern des alten Tores errichtet. An der südlichen Torseite befand sich seit 1560 das Kornhaus, später Malzhaus. Dieses wurde 1882 abgerissen. Seit 1974 befindet sich hier im Reichstor mit dem Torwächterhaus das Museum der Stadt Borna.
Hier kann man sich informieren über den Braunkohlenbergbau, die Feldgärtnerei und das Karabinier-Regiment. Im Turm selbst kann man die Wachstube sich anschauen, zwei Etagen setzen sich mit der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit auseinander und im obersten Stockwerk ist die Türmerstube die in früheren Zeiten im Kirchturm war, eingerichtet.
Fotos: J.-P.Taubert
Wir kommen jetzt über den Reichssteinweg zum Königsplatz und hier möchte ich näher auf die Stadtgründung von Borna eingehen. Im 12. Jahrhundert entstand hier im Schutze einer Wasserburg (auch nach ihren ehem. Besitzern Jhaneschloss genannt) in der Wyhra-Aue eine Kaufmannssiedlung.
Diesem oberhalb der Furt gelegenen Kreuzungspunkt mehrerer wichtiger Fernhandelsstraßen, so wie die von Venedig bis über die Ostsee nach Skandinavien führenden Via Imperii (Reichsstraße die vom Reich kommende), war vermutlich von Kaiser Friedrich I. um 1170 Marktrecht verliehen worden und gilt als Vorläufer der Rechtsstadt Borna. Erst hundert Jahre später entsteht eine Siedlung mit dem schon erwähnten markgräflichen Schloss im heutigen Marktbereich. Die Wettiner ließen um 1200 mehrere Burgen an ihrer Besitzgrenze anlegen, darunter wohl auch das sogenannte Schloss im Marktbereich.
Die Widersprüche zwischen den Meißner Markgrafen und der kaiserlichen Zentralgewalt verstärkt sich. Zwischen Markgraf Albert und seinen Söhnen Friedrich und Diezmann kam es Ende des 13. Jahrhunderts zu Streit wegen der Länderein. Während dieses Machtkampfes nahm Diezmann das nördliche Pleißeland mit Borna in Besitz. Das widersprach den Plänen des Kaisers Adolf von Nassau. So eroberte er mit seinem Herr das Pleißeland und Vertrieb den Markgrafen. Borna mit seinem markgräftlichen Stadtschloss wurde in Folge diese Kämpfe 1297 niedergebrannt und geplündert.
Über Jahre gingen die erbitterte Kämpfe weiter, bis es am 31. Mai 1307 zu der entscheidenden Schlacht bei Lucka kam. In dieser Schlacht besiegten die Markgrafen das kaiserliche Herr und festigten so mit ihren Besitz in der Region und das städtische Machtzentrum entwickelte sich am Markt.
Die Kunigundenkirche (auch eine Interpretation als Königskirche ist wahrscheinlich) steht im Zusammenhang mit den Anfängen Bornas - der Wasserburg in der Wyhraaue und der um den heutigen Königsplatz in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandenen Kaufmannssiedlung.
Die bis zum Ende des 12.Jahrhunderts mögliche Zugehörigkeit zum kaiserlichen Pleißenland mit dem Herrschaftsmittelpunkt Altenburg (Burggrafschaft) und die Ähnlichkeit mit dem dort unter Barbarossa errichteten Augustiner Chorherrenstift (Rote Spitzen) bieten Erklärungen zum einen für den Baustil ohne Triumphbogen, der Vergleiche mit „frühchristlichen“ und oberitalienischen Kirchen zulässt, zum anderen für die bis dahin nahezu beispiellose Verwendung von Backstein in Mitteldeutschland.
Erbaut wurde die Kunigundenkirche um 1170 und ist damit das älteste Bauwerk der Stadt Borna. Wenn wir heute mit der Emmauskirche Werbung machen und sie in den Vordergrund stellen, sollten wir dabei nie die Kunigundenkirche vergessen, sie ist in meinen Augen das weitaus bedeutendere und wertvollere Bauwerk der sächsischen Sakralkunst.
Mit dem neuen Stadtzentrum in der Wyhra-Aue und der Stadtkirche verlor die Kunigundenkirche ihre eigentliche Funktion. Sie diente fortan nur noch als Gottesackerkirche. 1925 bis 1934 erfolgte auf Initiative des Landesvereines Sächsischer Heimatschutz eine umfasste Restauration, dabei kamen unter den verschmutzten Gipsanstrich der Wände Heiligenbilder aus dem 15. Jahrhundert zum Vorschein.
In der Spitze der Apsis finden sich Reste eines Stucknimbus, dem man die Bedeutung eines „Christus als Weltenrichter, umgeben von geflügelten Himmelswesen“ hinzufügte. Des weiteren befindet sich in der Kirche eine Madonnenfigur aus dem 15. Jahrhundert die dem Meister Moses von Altenburg zugeordnet wird. Der Altar der sich in der Kunigundenkirche befindet stammt aus der Kirche des 1965 devastierten Dorfes Görnitz.
Der Friedhof wurde bis 1876 als solcher genutzt, dann wurde der neue an der Leipzig Straße seiner Bestimmung übergeben.
Damit verlor auch die Kunigundenkirche endgültig ihre Funktion als Kirche. Heute nutzt man sie als Veranstaltungsort für Konzerte. Seit 1925 dient der ehemalige Friedhof als Ehrenhain für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Außerdem befinden sich hier weitere Gedenksteine für Gefallenen der zwei Weltkriege von devastierten Ortschaften der Region sowie ein mittelalterliches Steinkreuz, das einst im Zedtlitzer Wald stand.
Die Friedhofsmauer war seit alters her die Grenze zwischen Borna und dem Dorf Altstadt Borna. Dieses Dorf mit dem eigentümlichen Namen, das des öfteren zu Verwirrung führt, war bis zu seiner Eingemeindung 1934 eine eigenständige Gemeinde. Bis 1539 hatte man auch eine eigene Kirche mit Friedhof, wo hin auch Gnandorf eingepfarrt war. Mit der Reformation besuchten die Altstädter und Gnandorfer die Predigten in Borna und ihre Kirche verfiel immer mehr. Ab 1539 wurde die Kirche aufgelöst und der Friedhof eingeebnet.
Der Ort Altstadt Borna war berühmt für seine Feldgärtnerei, hier liegt der Eigentliche Grund für Bornas Berühmtheit als „Zwibbelborne“, den das Hauptanbauprodukt der Altstädter Feldgärtner war die Zwiebel.
Unserer weiterer Weg führt uns in die Breite Straße. Hier befindet sich die Harmoniumfabrikation „O. Lindholm“. Hier kommen wir zu einem Thema der Stadtgeschichte, das den meisten noch unbekannt ist. Über 100 Jahre lang war Borna ein Zentrum des Musikinstrumentenbaus, vor allem des Tasteninstrumentenbaus. Hier im Bereich Breite Straße / Grimmaer Straße konzentrierte sich alles, daher nenne ich es immer das Musikinstrumentenviertel oder Skandinavierviertel, da die meisten Beschäftigten aus Dänemark oder Schweden kamen. Seit 1853 war Urban Kreutzbach mit seiner Orgelwerkstatt in der Grimmaer Straße ansässig. Dieser kam aus Dänemark und nach seinen Lehr- und Gesellenjahren eröffnete 1828 er eine Orgelbaufirma am Kirchplatz.
Die Orgeln der Bornaer Stadtkirche und in der Emmauskirche stammen aus seiner Werkstatt. Von ihm entstanden über 90 Orgelwerke in ganz Sachsen. Später übernahm der Sohn Richard erfolgreich die Werkstatt. 1889 eröffnete ein Schüler von Kreutzbach der Schwede Magnus Mannborg eine Harmoniumfabik, diese übernahm nach dessen Wegzug nach Leipzig, der Schwede Olof Lindholm. Der verlegte die Werkstätten dann in die Breite Straße. Weitere bekannte Musikinstrumentenbauer wirkten in der Grimmer Straße, so der Harmoniumbauer Hofberg, der Orgelbauer Emil Müller (ein Enkel von Urban Kreutzbach), der weltberühmte Orgelbauer Friedrich Ladegast ging hier in die Lehre und der Orgelbauer Gottlob Häcker, wo Kreutzbach Geselle war, hatte seine Werkstatt hier in der Breiten Straße.
Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang auch die Pianofortefabrikation von Heyl, die ihre Werkstätten am Brühl, heute EDEKA-SB-Halle, hatten.
Die Harmaniumfabrik „O. Lindholm“ wurde 1894 von Olof Lindholm gegründet. Er war Schüler von Richard Kreutzbach. Wegen seiner akkuraten Arbeit brachte er es bald zu Weltruhm. Aus gesundheitlichen Gründen musste er 1911 seine Firma verkaufen und so übernahm die Familie Weischet die Firma, die noch heute die Geschäfte führt.
Leider werden heute nur noch Reparaturen durchgeführt. Die Gebäude die wir heute noch sehen, entstanden 1923 im Jugendstil. Aus dieser Firma gingen über Tausende Harmoniums, Spinette und Cembalos in alle Welt. Seit 1964 kann sich auch der Papst glücklich schätzen ein Cembalo aus diesem Hause zu besitzen.
Unser nächstes Ziel soll das Geburtshaus von Wilhelm Külz sein. Wilhelm Külz wurde am 18. April 1875 in diesem Haus als Pfarrerssohn geboren. Aufmerksamkeit verschaffte er sich erstmals, als er in Deutsch-Südwestafrika tätig war und dort 1907/08 eine Selbstverwaltung für die deutsche Kolonie entwarf. Ab 1920 saß er für die Deutsche Demokratische Partei im Reichstag und war 1926 im Kabinett Luther/Marx Reichs-Innenminister. Seit 1931 war er Oberbürgermeister von Dresden. Als er sich bei der Machtergreifung der Nazis 1933 weigerte die Hakenkreuzfahne vor dem Rathaus aufzuziehen, wurde er vom Dienst als Oberbürgermeister von Dresden suspendiert.
Nach dem 2. Weltkrieg gründete er in der sowjetischen Besatzungszone die Liberaldemokratische Partei Deutschland und wurde Vorsitzender des Volkskongresses, dem Vorgänger der Volkskammer in der DDR. Am 10. April 1948 verstarb Dr. Wilhelm Külz in Berlin.
Leider wird bei seiner Ehrung immer sein Zwillingsbruder vergessen. Geheimrat Prof. Dr. Ludwig Külz war Arzt und Tropenmediziner. Als Regierungsarzt war er in den deutschen Kolonien Togo und Kamerun tätig. Er machte sich vor allem einen Namen in der Bekämpfung der Pocken bei der einheimischen Bevölkerung. 1913/14 leitete er zusammen mit Dr. Alfred Leber die „Medizinisch-demografische Deutsch-Neuguinea-Expedition“ an der auch der berühmte Maler Emil Nolde teil nahm.
Hier am Martin-Luther-Platz steht auch die ev.-luth. Stadtkirche St. Marien. Die Stadtkirche entstand mit der Stadt Borna in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts und hier befand sich mit großer Wahrscheinlichkeit der erste Marktplatz. Die Kirche war von Anfang an der Gottesmutter Maria geweiht. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie im 15. Jahrhundert. Pfingsten 1411 wurde der Grundstein gelegt. Jedoch durch mehrere Kriege wurde der Bau aufgehalten. 1434 konnte der Baumeister Hans Wolffart aus Königsberg/Franken gewonnen werden, der den Bau der gotischen Hallenkirche fortführte. Am 16. Oktober1456 konnte die Stadtkirche geweiht werden.
Eine Sehenswürdigkeit ist der Marienaltar aus dem Jahre 1511 vom Meister H.W., dahinter wird von vielen Hans Witten vermutet. Im Verlaufe der Jahrhunderte erlebte die Stadtkirche mehrere bauliche Veränderungen, u.a. den Einbau von Emporen im 18. Jahrhundert. Bei der umfassenden Erneuerung der Kirche zwischen 1963 und 1967 wurde durch die Denkmalpflege der ursprüngliche Zustand des Innenraumes wieder hergestellt.
Gegenüber der Stadtkirche steht seit Oktober 2007 wohl Bornas größte Attraktion, die Heuersdorfer Emmauskirche. Wer hat nicht gespannt am Fernsehen oder Live verfolgt, wie die kleine Dorfkirche von Heuersdorf, das der Braunkohle weichen muss, nach dem 12 km entfernten Borna transportiert wurde. Man muss schon sagen eine technische Meisterleistung. Diese spätromanische Feldsteinkirche wurde im 13. Jahrhundert errichtet. Laut dendrologischer Untersuchungen im Dachgestühl, konnte man feststellen, dass die Emmauskirche 1258 fertiggestellt wurde. Die Kirche soll weiterhin als Gotteshaus dienen, aber auch eine Begegnungsstätte für alle Menschen sein, die ihre Heimat durch den Braunkohlenbergbau verloren haben.
Von hieraus würde abschließend meine Führung vorbei am Hornschen Haus zurück zum Markt führen. Das Hornsche Haus ist einer der ältesten Wohngebäude, wenn nicht das älteste Wohngebäude der Stadt. Hinter der Renaissance-Fassade verbirgt sich ein gotischer Wohnturm. Experten zu folge ist das in Sachsen einmalig. Die Renaissance-Giebel wurden wahrscheinlich 1542 aufgesetzt und haben eine große Ähnlichkeit mit den Giebeln der Stadtkirche und auch die vom Rathaus hatten die Gleichen. Das Rundbogenportal aus Rochlitzer Porphyr stammt aus dem Jahre 1621 mit dem Initialen „MAW“ diese stehen für den ehemaligen Bornaer Superintendenten Magister Andreas Walter, der das Haus 1620 erwarb.
Vielen ist dieses Gebäude auch unter Namen „Altes Kloster“ bekannt. Wie dieses Gebäude diesen Namen bekam ist völlig unbekannt, da Borna nie ein Kloster besaß, auch eine Terminei die um 1520 vermutet wurde, ist haltlos. Dennoch rangen sich viele Legenden um das Gebäude. So soll es einen unterirdischen Gang zwischen diesen Gebäude und der Kirche geben, doch gefunden hat ihn keiner. Doch eine schöne Geschichte bleibt es und so setzte die Schriftstellerin Sophie Reuschle (1891-1982) die im Haus gegenüber aufwuchs diesem Haus mit dem unterirdischen Gang und ihrer Heimatstadt Borna in ihrem Buch „Kinderzeit“ ein ewiges Denkmal.
Bemerkenswert sei noch das in diesem Haus der am 10. August 1544 der Pädagoge und Schriftsteller Martin Hayneccius geboren wurde. Berühmt werde er durch seine lateinischen Schulkomödien, die er erstmals ins deutsche übersetzte und veröffentlichte, Zitat: „damit sie vom gemeinen Mann auch verstanden und nützlich gelesen und gehandelt möchten werden.“
Hier wären wir am Ende meines kleinen Stadtrundganges angekommen. Also wer Lust und Freude an meiner Heimatstadt gefunden hat, sollte sich auf den Weg machen und sie Entdecken. Dieser Stadtrundgang sollte dazu eine kleine Anregung gewesen sein.
Thomas Bergner