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Wie in ganz Deutschland wurde das Fußballspiel meist in bürgerlichen Vereinen  gespielt. Die Turnvereine lehnten das „gebolze aus England“ ab, da es nicht der Körperertüchtigung diente und außerdem „undeutsch“ war. So wurde Fußball, Tennis und Hockey größtenteils in höheren Schulen oder bürgerlich geführten Sportvereinen gespielt. So ist es nicht verwunderlich das am Realgymnasium am Königsplatz der erste Bornaer Fußballverein am 3. Mai 1901 gegründet wurde. Gespielt wurde ganz in Blau, wie die Schulfarben. 1903 erhielt die „Fußballvereinigung des Realgymnasium Borna“ (F.V.R.B.) vom Fabrikbesitzer Dittmann aus Bergisdorf  einen richtigen Lederfußball gesponsert. Wahrscheinlich wurde auf dem Schulhof trainiert. Das erste offizielle Fußballspiel fand jedoch erst am  5. Juni 1904 statt.

Vereinswappen der F.V.R.B.

Das Bornaer Tageblatt berichtete darüber am 8. Juni folgendes: „Ein Wettspiel der ersten Mannschaft des Altenburger Ballspiel-Clubs (A.B.C.) und der Fußballvereinigung am hiesigen Realgymnasium (F.V.R.B.) fand am vergangenen Sonntag auf dem großen Exerzierplatz hier statt. Es war dies das erste Mal, daß Borna einen größeren Fußballwettkampf zu sehen bekam. Ein wie großes Interesse die Bewohner von Borna dem jungen Verein entgegenbrachten, zeigte von Zuschauern, die sich trotz des weiten Weges und der drückenden Hitze eingefunden hatten. Mit Bornas Anstoß begann das Spiel 4 Uhr, welcher Herr Steglich (Karl Steglich, Sohn des Seminaroberlehrers a.D.) von der F.V.R.B. in höchst umsichtiger Weise  als Schiedsrichter leitete. Gleich bei Beginn erhielt das Spiel infolge eines schneidigen Angriffs der F.V.R.B. ein überaus lebhaftes Tempo und dank der ausgezeichneten Abwehr des A.B.C. konnte nur ein Erfolg bis zur Pause verzeichnet werden. Mit 1:0 für F.V.R.B. wurden die Seiten gewechselt. Nach 10 Minuten begann das Spiel im schärfsten Tempo und es erweckte den Anschein, als ob Borna auch in dieser Spielhälfte Sieger bleiben müßte. Aber infolge stärker werdenden Windes bekam Borna ein schweres Spiel, und dies erforderte ein stärkeres Arbeiten ihrer an diesem Tage schwachen Hintermannschaft; so nur konnte A.B.C. kurz nach einander zwei Goals erringen. Gegen Ende des Spiels aber nahm Borna den schneidigen Angriff wieder auf; und etwa 5 Minuten vor Schluß fiel das ausgleichende  Goal für Borna. Was die Mannschaft des F.V.R.B. anbelangt, so kann man sagen, daß sie recht gut ist.“ Dieses Spiel muss soviel Eindruck hinterlassen haben, das sich hinterher mehrere neue Fußballvereine gründeten. Es handelte sich dabei um Germania Borna, Vorwärts Borna und dem Bornaer Ballspielclub.

 

Anzeige aus dem Bornaer Tageblatt vom Juli 1905

Anzeige aus dem Bornaer Tageblatt vom Juli 1905

Leider ist über diese Vereine wenig bekannt. Es handelte sich dabei um sogenannte „wilde Vereine“, sie wurden von der Arbeiterschaft gegründet und waren den bürgerlichen 1901 gegründeten Deutschen Fußballbund (DFB) ein Dorn im Auge und wurden daher nicht anerkannt. Am 1. Juni 1906 wurde der Fußballverein Sportfreunde Borna gegründet. Eine Woche später, am 7. Juni 1906 gründete sich der Fußballverein Concordia Borna. Dieser Verein gehörte als erster Bornaer Verein dem DFB an und durfte an den Liga-Spielen des Gau Nordwestsachsen teilnehmen. Concordia Borna war auch der erste Fußballverein der im Bornaer Stadtarchiv aktenkundig wurde, dabei ging es um Eintrittsgelder für eine Abendunterhaltung im Schützenhaus. Da das eine öffentliche Veranstaltung war, musste dies damals vom Stadtrat genehmigt werden. Aus der Akte ist dabei zu erfahren, dass der Kassierer des Vereines Alexander Gey war. Nachweislich gespielt wurde gegen die Sportfreunde Borna, Tapfer Leipzig, Olympia Leipzig, Normannia Leipzig und Sachsen Gautzsch.
Ab 1910 wurde auch am Bornaer Lehrerseminar Fußball gespielt. Am 14. Juni gleichen Jahres fand ein erster Vergleich mit der Fußballvereinigung vom Realgymnasium statt. Das Bornaer Tageblatt berichtete: „Im zweiten Teil des Nachmittags stand die erst in diesem Jahr neugegründete Fußballmannschaft des Königl. Seminars  ihren wohltrainierten, in manchen Wettspiel schon siegreich erprobten Gegner gegenüber. Für ein erstes öffentliches Auftreten bot die Grün-Weißen ein sehr anerkennendes Spiel. Im frischen Draufgehen gelang es ihnen,  schon während der ersten 10 Minuten ein Tor zu stoßen, das sie aber bald wieder an die Blauen doppelt verloren. Kurz vor Schluß der ersten Halbzeit holte sich Grunert (Grün-Weiß) durch einen meisterhaften Kopfstoß das zweite Goal, so daß mit eintretender Pause das Spiel vollständig gleich, 2:2, stand. Zu Anfang der zweiten Halbzeit mußte Grün-Weiß einen Fehler mit einen 11-m-Stoß der Blauen büßen; der diesen zu einem Tor verhalf. Trotz heißen Ringens gelang es den Seminaristen in der zweiten Hälfte nicht, ein Torstoß zu erzielen, der Torwächter bei den Realgymnasiasten trieb alle Bälle mit großer Kraft zurück. Und als  kurz vor Schluß Blau noch ein Punkt holte, endete das Spiel 4:2 zu Gunsten des Fußballvereins des Kgl. Realgymnasiums.“ Seit 1912 hatte auch das Königliche Karabinier-Regiment einen eigen Fußballverein. Ihr Exerzierplatz und die Reitbahn vor der Kaserne wurden ja von Anfang an von den Bornaer Fußballvereinen genutzt, warum sollte man da nicht selber eine Mannschaft aufstellen. Im gleichen Jahr wurde wohl der bekannteste Bornaer Fußballverein der Frühzeit gegründet, der Fußballverein 1912 Borna.

Mannschaften vom FV 1912 Borna und Eintracht Altenburg, 1922

Mannschaften vom FV 1912 Borna und Eintracht Altenburg, 1922

Die Gründungsveranstaltung war am 12. Mai. Gespielte wurde im roten Trikot und weißer Hose. Erste Freundschaftsspiele bestritt man gegen  Britannia Rötha, Sparta Altenburg und dem Fußballklub Groitsch. Wie jede richtigen Fußballmannschaft jener Zeit, hatte man auch ein Vereinslokal. Am Anfang war es das Restaurant „Zur goldenen Hopfenblüte“ und später die Restauration „Kronprinz. Der FV 1912 Borna gehörte dem Groß-Gau Leipzig im Verband Mitteldeutscher Fußballvereine und damit dem DFB an. Damit konnte man auch am Ligabetrieb, wie Concordia Borna, teilnehmen. Man spielte gegen solche Mannschaften wie VfB Lobstädt, Minerva Leipzig, Arminia Leipzig, Wacker Leipzig, Rasensport Leipzig und Preußen Schkeuditz. Gespielt wurde auf Platz vor der Kaserne II. Erst gegen Ende des Weltkrieges wurde die Lage für die Bornaer Klubs prigär, man hatte keinen Sportplatz mehr. So schreibt der Fußballclub Concordia Borna am 17. November 1917 an den Stadtrat: „Mit Schreiben vom 24. Febr. 1914 erteilte uns das Königl. Sächs. Karabinier-Regiment gütigst die Erlaubnis auf dem Platze vor der Kaserne II, Fussballwett- und Uebungsspiele abzuhalten. Dieser Platz bietet die einzige Möglichkeit in Borna, derartige Spiele abzuhalten. Im Laufe des vorigen Monats legte nun das Königl. Garnison-Kommando in Borna auf vorerwähnten Platze Kartoffelmieten an. Infolgedessen musste unsere Mannschaft von den Kriegswettspielen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspielvereine (Deutscher Fussballbund) zurückziehen und unseren gesamten Spielbetrieb einstellen.“ Nach dem Weltkrieg wurde der Verein aufgelöst. Der FV 1912 Borna indes machte weiter und auf ihrer Initiative zusammen mit den Fußballvereinigungen von Realgymnasium und Seminar und der Hockeyvereinigung Borna (HVB) kaufte die Stadt von der Deutschen Reichsbahn das Gelände neben der Ziegelei in der Altenburger Straße für 40.720 Mark und eröffnete 1921 dort das erste städtische Sportstation. Jetzt spielten hier auch Fußballabteilungen des Turnvereins 1844 und des Turnvereins „Fichte“, die sich dem Fußballboom auch nicht mehr entziehen konnte.

Alt-Herren-Mannschaft und Mitbegründer des FV 1912 Borna mit der Alt-Herren-Mannschaft des VfB Leipzig (gestreifte Trikots), 1937

Alt-Herren-Mannschaft und Mitbegründer des FV 1912 Borna mit der Alt-Herren-Mannschaft des VfB Leipzig (gestreifte Trikots), 1937