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Vor genau einhundert Jahren lag in Borna eine Sensation in der Luft. In den Lehmgruben der Ziegeleibesitzerin Maria Rose an der heutigen Lobstädter Straße wurde ein vollständiges Mammutskelett gefunden. „Am 14. Dezember 1908 bemerkte der Ziegelmeister Pfeil, welchem die Leitung des Abbaues der genannten Grube untersteht, einen spitzen Gegenstand aus dem Boden herausragen, den er zuerst für einen Baumast hielt. Ein Schlag dagegen belehrte ihn jedoch eines anderen. Der weiße, schalig-splittrige Bruch zeigte, daß er es mit einem fossilen Knochen zu tun hatte.“ (Johannes Felix, Das Mammuth von Borna; 1912)

Das Bornaer Mammut im Völkerkundemuseum Leipzig, 1912 (Völkerkundemuseum Leipzig)
Das Bornaer Mammut im Völkerkundemuseum Leipzig, 1912 (Völkerkundemuseum Leipzig)

Nach vorgenommenen Nachgrabungen fand man noch einen zweiten Stoßzahn und informierte darauf hin den Sektionsgeologen Dr. Friedrich Etzold von der Königl. geologischen Landesuntersuchung. Dieser musste feststellen, das es hier sich wahrscheinlich um ein komplettes Mammutskelett handelte.
Natürlich blieben diese Untersuchungen der Bevölkerung nicht verborgen und so titelte das Bornaer Tageblatt vom 17. Dezember 1908 „Hochinteressante Funde aus der Urzeit“. So berichtete man darin: „Die stark gekrümmten Stoßzähne sind recht gut erhalten; bei dem einen war freilich die Spitze abgebrochen, jedoch lassen sich beide Teile wieder zusammenfügen. Ihre Länge beträgt je 3,30 Meter, und der mittlere Umfang 52 Zentimeter. Der Rückenwirbelknochen weißt eine größte Ausdehnung von 65 Zentimetern und eine Stärke von 7 Zentimetern auf. Der mächtige Knochen, vermutlich ein Unterschenkel, mißt in der Länge 90 Zentimeter und hat einen mittleren Umfang von 38 Zentimeter. Die kleinen Knochen dürften als Teile des Fußes anzusprechen sein ... Die Fundstelle bleibt bis auf weiteres für das Publikum streng abgesperrt, ebenso werden Fundstücke vor der Hand nicht mehr gezeigt.“

Bei den weiteren Untersuchungen fand man auch noch Fragmente eines Rentiergeweihes und verschiedene Pflanzenreste die auf eine tundraähnliche Beschaffenheit unser Gegend zur Zeit der Mammute hinwiesen. Johannes Felix schrieb dazu: „Durch diese Pflanzenreste in jener Tonschicht gewinnt die betreffende Stelle bei Borna noch eine ganz besondere Bedeutung, denn sie ist demnach die erste Lokalität in Sachsen und überhaupt einer der wenigen Punkte, an welchen glaciale Tier- und Pflanzenreste zusammen entdeckt worden sind.
In bezug auf das Vorkommen fossiler nordischer Pflanzen ist sie die zweite in Sachsen bekannt gewordene Stelle, indem jene Funde ein Gegenstück zu den früher von Nathorst bei Deuben unweit von Dresden gemachten darstellen.“ Doch die eigentliche Sensation blieb das Mammutskelett. Johannes Felix schrieb weiter: „Wie schon bemerkt, ist das Skelett ziemlich vollständig erhalten. Es fehlen nur eine Anzahl an Wirbeln und Rippen, das Sternum, einige wenige Mittelfußknochen und Phalangen; vom Schwanz sind nur die ersten beiden Wirbel vorhanden.

Leider war ferner die obere Partie des anfangs unbemerkt bebliebenen Schädels schon vor Auffinden des Skeletts bei zufälliger Anlage einer Feldbahn in einer Unzahl kleiner Stücke zertrümmert worden, deren Zusammenfügung nur zu einem kleinen Teile wieder gelang. Um so erfreulicher ist die gute Erhaltung der Kieferpartie mit den Backenzähnen und der Occipitalregion mit den Condylen.“
Bei den späteren Untersuchungen stellte man fest, dass das Tier ein Alter von etwa 25 – 30 Jahre hatte und es sich um ein Männchen handelte.

Das Zerstörte Mammutskelett, 1943 (Völkerkundemuseum Leipzig)

Nach der vollständigen Ausgrabung wurde das Mammut nach Leipzig abtransportiert und im Winter 1908/09 konserviert und weitere Nachuntersuchungen schlossen sich an. Ende 1909 wurde das komplette Mammutskelett in der Prähistorischen Abteilung des Museums für Völkerkunde zu Leipzig (Grassi-Museum) aufgebaut und war bis zur Zerstörung in der Bombennacht vom 4. Dezember 1943 die Attraktion des Museums. 

Heute sind noch Teile des Mammuts im Naturkundemuseum Leipzig und im Museum für Deutsche Geschichte in Berlin vorhanden. In den Planungen für ein neues Naturkundemuseum in Leipzig ist immer wieder der Aufbau des "Bornaer Mammuts" vorgesehen. Doch bis jetzt ist es bei den Planungen geblieben. Auch in Borna gab es Vorhaben zum Wiederaufbau eines Modells, doch wieder verworfen. Lediglich am neuen Spielplatz am Breiten Teich liegt ein Mammut-Modell und wird von der Bevölkerung kaum wahrgenommen.

 
Das Zerstörte Mammutskelett, 1943 (Völkerkundemuseum Leipzig)

Wer sehen will, wie das "Bornaer Mammut "einmal aussah, muss nach Ostrava in Tschechien fahren. Dort wurde mit Unterstützung des Museums der Stadt Borna zwei lebensgroße Modelle des Bornaer Mammuts hergestellt. Geschaffen wurden die Modelle von Zdeněk Chmelař und weiteren Bildhauerkollegen. Die Skelettmodelle haben eine 200 kg schwere Eisenstruktur, die mit Kunstharz übergossen und emailliert wurde. Ein Modell hat ein Gewicht von rund 400 kg. Am 15. August 2018, fast 110 Jahre nach der Entdeckung, wurde im Zoo Ostrava nahe des Elefantenhauses ein Modell vom "Bornaer Mammut" feierlich eingeweiht. "In den modernen Tiergärten, zu den Ostrava sicherlich gehört, geht es sich nicht nur um die Präsentation von exotischen Tieren. Die Erziehung von Kindern und Erwachsenen ist ihren Aktivitäten inhärent. Und wenn es in einer lustigen und originellen Form präsentiert wird, kann es spielend gelernt werden." brachte die stellvertretende Bürgermeisterin von Ostrava, Frau Kateřina Šebastová, zur Einweihung zum Ausdruck.
Das Modell ist damit Bestandteil des Skelettparks im Zoo Ostrava der ausgestorben Tiere anschaulich präsentiert.
Unterstützt wurde das Projekt von der Mährisch-Schlesischen Regionalverwaltung.
Das zweite Modell steht im kleinen Heimatzoo von Hluboká nad Vltavou in der Nähe von Budweis.

Feierliche Einweihung des Modells vom „Bornaer Mammut“ im Zoo Ostrava (Foto: P. Vlček)Erläuterungstafel (Zoo Ostrava)
Feierliche Einweihung des Modells vom „Bornaer Mammut“               Erläuterungstafel (Zoo Ostrava)
im Zoo Ostrava (Foto: P. Vlček)