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Auszug aus "Dinter's Leben von ihm selbst geschrieben; ein Lesebuch für Ältere und Erzieher, für Pfarrer, Schulinspektoren und Schullehrer."

Geboren wurde ich in der kursächsischen, jetzt königlich sächsischen Mittelstadt Borna, drei Meilen von Leipzig, zwei Meilen von Altenburg, 1760 den 29. Februar, Abends um 5 Uhr. Mein Vater, er hatte den Titel als Kammercommissarius, war Rechtsgelehrter, der sich aber von Jeher nicht von Prozeßführung, sondern von Gerichtshaltereien ernähret hatte. In seinen blühendsten Zeiten war er Gerichtshalter in Breitingen, Wolftitz, Prießnitz, Kitzscher, Beucha, Brauswig, Steinbach, Wildenhain, Zöpen, Großhermsdorf, Thierbach, Kesselshain, und noch an einigen anderen Orten, deren Namen mir entfallen sind ... Er war oft in der Woche vier Tage abwesend, und reiste auf seinen Gerichtsbestallungen umher. Aber wenn er einmal zu Hause war, so sah´ er´s sehr gern, wenn seine Jungen um ihn her schwärmten. Mehrmals schickte er mich, denn Furchtsamkeit litt er durchaus nicht, im Finstern in den Garten. Gustel, hole meine Tabackspfeife aus dem Garten. Sie liegt an (dem und dem) Orangeriebaume! Wehe Dem, der dann nicht gegangen wäre! sogar auf den Oberboden schickte er mich in der Nacht, ohne Licht. Die Mutter war ängstlich. ,Der Junge kann doch die Treppe herunterstürzen!’ Besser einen weniger, rief er einmal erzürnt, als einen unbrauchbaren Hasen. Daher war auch unter uns Allen von Aberglauben keine Spur ... Meine Mutter, Johanne Josephe, geborene Krüger, eines Rechtsgelehrten zu Borna einzige hinterlassene Tochter, war, in ihrem fünften Lebensjahre schon vater- und mutterlos, von einer alten Großmutter erzogen, an welcher ihr doch das Herz weit weniger gehangen hatte, von welcher sie weit weniger angenommen zu haben schien, als von dem Winkelschullehrer Freiwald, dem sie mit mehreren Töchtern der Gebildeten in der Stadt zur Erziehung und zum Unterrichte anvertraut worden war. Von ihm redete sie stets mit hoher Begeisterung. Ihm schien sie ihr ganzes geistiges Leben zu verdanken. Unvermerkt keimte dadurch schon frühzeitig das hohe Ideal von Lehrerseligkeit in mir, das sich später so vollständig entwickelte. Ihre Hauptcharakterzüge waren echte Religiosität, etwas Romantisches, Liebe nicht ohne Ernst, eine berechnende Klugheit, die jedoch überall den Anstandberücksichtigte, und (Das will ich nicht ableugnen,) ein gewisser Anstrich von weiblicher Eitelkeit, die nahe an Putzsucht grenzen mochte. Alle diese Dinge hatten auf mich nicht unbedeutenden Einfluß. Als ich sieben Jahre alt war, kamen meine zwei älteren Brüder auf das Gymnasium, der vierte war der zarteren Geistesbildung noch nicht fähig, und der fünfte war noch nicht geboren. Ich war also Der, an den sich in sechs glücklichen Jahren das Mutterherz so ganz, so innig anschloß. Ich freute mich, wenn mein Vater zu Hause war, und mich schwärmen, ja wohl wild seyn ließ. Aber ich war nicht minder fröhlich, wenn er Abends von seinen Gerichtsbestallungen nicht nach Hause kam. Dann setzte ich mich erst auf den Schoß, später an die Seite der Mutter. Da ließ ich mir von ihr erzählen, vorlesen, oder ich las ihr vor. Wir hatten ein altes geschmackvollles Bilderbuch in Folio. Aus dem erklärte sie mir die Bilder. Oft mußte ich ihr erzählen, was ich bei dem Hauslehrer gelernt hatte. Die Schriften der Beaumont, sammt Lady Senfer, Lady Spirituelle, und wie die Damen alle weiter heißen, wurden gelesen und besprochen. Dadurch bekam der vom Vater allerdings wild erzogene Junge etwas Sanftes, Enthusiastisches, das ihm noch heute wohlthut. Es wäre nicht gut, wenn mich mein Vater allein erzogen hätte. Ich wäre rauer, starrsinniger geworden. Es wäre nicht gut, wenn mich die Mutter allein erzogen hätte. Ich hätte die dem Manne so nöthige Festigkeit, Ausdauer, Selbstständigkeit nie erlangt. Natur, deine Anordnungen sollte man nicht abändern; was du verbunden hast, nicht trennen. Ich habe ohne Weib erzogen; ich lasse mir Gerechtigkeit widerfahren (meine Hauslehrerjahre ausgenommen), nicht ohne Liebe erzogen. Aber eine gewisse Zartheit und Milde vermisse ich in den Erfolgen doch; ein Etwas, das sich schwer aussprechen, wohl aber empfinden läßt. Still mein Herz! Seit fast 50 Jahren ruht sie (die mit mir erziehen sollte,) im Staube, mehr als hundert Meilen weit von hier. Und doch entsinkt mir, indem ich Dieß schreibe, noch jetzt eine, ihrem Andenken geweihte Thräne.“

Nun soll seine Knabenzeit bis zum Fortgang an das Gymnasium St. Augustin in Grimma folgen. Dabei beschreibt er seine schulische Bildung beim Hauslehrer Stecher. „Herr Magister Stölzner, der meine älteren Brüder auf’s Gymnasium vorbereitete, erhielt außer freie Station an barem Gehalte jährlich sechsunddreißig Thaler. Als er abging, weil er, von meinem Vater empfohlen, Pfarrer in Breitingen bei Borna wurde, so gab mein Vater, weil seine Einnahmen gestiegen waren, dem neuen Informator, Herrn Stecher, der nachher als Schullehrer in einer sächsischen Provinzialstadt (wo ich nicht irre, in Döbeln) starb, ein höheres Gehalt von vierzig Thalern. Das hieß ansehnlich bezahlt ... Dieser Mann hatte ungemein viel Treue und eine gewisse Ruhe und Kälte in seinem Benehmen, die dem lebendigen Knaben nicht alle Mal lieb war, aber doch die sehr angenehme Folge hatte, daß durchaus von Schlägen Nichts zu besorgen war. Er sagte mir’s ein Mal in’s Angesicht: Wenn ich Ihn durch’s Schlagen fleißig machen soll, so wird Er erst recht faul. Ich höre noch jetzt zuweilen die Klage: ,Es ist nicht gut, daß es die Primaner und Secundaner unserer Gymnasien wissen: Wir dürfen nicht geschlagen werden. Sie dünken sich dann Mehr, als sie sind!’ Ich lebe dieses Glaubens nicht. Ich rechne auf das Ehrgefühl der jungen Menschen. ,Wer nicht geschlagen werden darf, denkt er nun, Der muß auch Nichts thun, womit er Schläge verdient!’ Er nennt das Prügelwürdige – Sextanerstreiche, deren er sich schämen müsse. Ich glaube, ich hätte als zwölfjähriger Mensch mir eher Einsperren und Hungern gefallen lassen, als Knieen und Schläge. In sofern war Herr Stecher der Mann nach meinem Herzen, auch wohl nach dem Herzen meiner Mutter ... Ungern erwähne ich den Unterricht im Christenthume, weil mein sonst so sehr um mich verdienter Lehrer hierin gerade, in den Jahren des erwachenden geistigen Lebens, am Wenigsten that. Für Verstand und Herz geschahe Nichts. Alles war auf das Examen berechnet, das ich bei der Aufnahme in´s Gymnasium zu überwinden hatte. Dort war damals Hutteri Compendium, wenigstens keine ketzerisches Buch, eingeführt.Dieses Buch musste der zwölfjährige Gustav lesen, übersetzen, auswendig lernen und hersagen. Auch die Beweissprüche wurden aus dem neuen Testament griechisch gelernt. Von Erklärung und Anwendung war gar die Rede nicht. Fragen ließ sich mein Lehrer nicht gern. Ein gescheiter Junge, sagte er zuweilen, muß nicht fragen. Er muß sich selbst helfen. Es ist natürlich, daß ich bei dieser Erziehung nicht reich an Kenntnissen, aber reich an Kraft wurde. Der Lehrer konnte sprechen, konnte ermahnen. Als er die letzte Lehrstunde mit mir gehalten hatte, hielt er eine Anrede zum Abschiede an mich, die mir unvergeßlich bleiben wird, so lange ich lebe. Aber außerdem war das Rühren seine Sache nicht. Sein Umgang war kalt, weder viel Lob noch viel Tadel; aber sein Handeln war Treue und Liebe. Auch war er als Aufseher über meine Sittlichkeit nicht zu verachten. Er durchschaute mich. Der fromme Sinn meiner Mutter erhielt in mir die Religiosität kräftiger, als sieben Lehrer es hätten thun können. Aber der Umstand, daß der Vater gern mit mir paradirte und mir ziemlich starke Ideen von mir selbst gab, konnte mich leicht verderben. Stecher durchschaute Das und half. Ich machte, Anfangs aus echter Frömmigkeit, geistliche Lieder. Aber weil sie gelesen, von den Ältesten gelobt, guten Freunden und Freundinnen als Blüthen der Hoffnung mitgetheilt wurden, so mischte sich bald die Eitelkeit darein. Mein Lehrer lobte mich nicht. Ich ging weiter. Ich sang, wenn ich mich Abends eher, als der neben mir schlafende Lehrer niedergelegt hatte, extemporirte geistliche Lieder, wo sich nun freilich Vater und Berather, Wunden und Hunden häufig genug reimten. Der Lehrer rief ernst: Gustav! Das lasse Er bleiben. Das ist kein Beten, Das ist Sinnen auf´s Schönmachen! Ich schämte mich, ärgerte mich, that es nie wieder; aber am Ende fühlte ich doch, der Lehrer hatte Recht gehabt. So erfüllte ich unter steter und strenger Aufsicht, aber unter völliger Freiheit, mein dreizehntes Jahr. Ich durfte reden, thun, lesen, was ich wollte, nur das Böse nicht. Ich wurde kräftig am Körper durch häufigen Genuß der freien Luft, da meine Aeltern einen Garten am Hause, einen zweiten größeren unweit des Hauses hatten. In den dritten entfernteren kamen wir selten, nur wenn das Obst geschüttelt wurde. Von Arzneien wußte ich Nichts; außer daß, so wie mein Vater um die Tag- und Nacht-Gleichen jedes Mal zur Ader ließ, wir Kinder um dieselben Zeiten jährlich, auch wenn wir völlig gesund waren, laxiren mußten. Man glaubte damals, Dies baue allen Krankheiten vor.“ 

Gustav Friedrich Dinter in jungen Jahren.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Grimma studierte er in Leipzig Theologie und nahm eine Stelle als Hauslehrer in Benndorf. Doch hier wurde er nicht glücklich und war froh als er 1787 eine Pfarrstelle in Kitzscher bekam. Zehn Jahre lebte er in Kitzscher glücklich, bis er das Angebot bekam, Direktor des Lehrerseminars in Dresden-Friedrichstadt zu werden. 1807 kam er wieder zurück in seine Heimat nach Görnitz. In diesem kleinen Dorf nahe Borna war Pfarrer und Lehrer und gründete ein privates Proseminar.
„Ich wurde krank. Eine fürchterliche Gelbsucht (der Arzt erklärte sie für Folge des vernachlässigten Bruchschadens,) setzte mein Leben in Gefahr. Sie schien vorüber, und kam mit Einem Male so fürchterlich zurück, daß der Arzt einen Aderlaß (den einzigen in meinem Leben) für das einzige Rettungsmittel hielt. Ich ward gerettet, fühlte mich aber bedeutend geschwächt ... . Ich beschloß, zu gehen. Die Pfarrstelle zu Görnitz entsprach ganz meinen Wünschen. Sie war nur 4000 von meinem Geburtsorte, nur zwei Stunden von meinem Bruder, dem Pfarrer zu Bocka, und von Altenburg, nur fünf Stunden von Leipzig entfernt. Sie nährte ihren Mann, und ließ mir Zeit, eine Erziehungsanstalt in meinem Hause anzulegen. Was wollte ich mehr? ... Mein Hauptgrundsatz war auch hier derselbe, den ich in Dresden und Kitzscher hatte vorherrschen lassen: Liebe, Arbeit, Freiheit, religiöser Sinn. Ich hatte künftige Kaufleute, Officiers, Oekonomen, Schullehrer und Gymnasiasten. Dieß machte den Unterricht vielseitig, aber dennoch nicht zersplittert. Ich selbst lernte unter Leitung der Frau Kammerherrin von Beust auf Zöpen Italienisch, und mein Gerloff las mit mir den Torquato Tasso. Mein Reuter die Odysee. Lateinisch und Französisch wurde allgemein betrieben, nur die künftigen Landschullehrer nahmen daran nicht Antheil. Wer Alles lehren zu müssen glaubt, reicht nie mit seiner Zeit aus, und bildet auf jeden Fall die Receptivität mehr, als die Spontaneität ... Wir Lehrer arbeiteten vor allen Dingen dahin, daß die Kinder sobald als möglich Kraft und Lust bekommen sollten, für sich zu arbeiten. Wie weit sie kamen, daran lag uns weniger. Was sie hatten, musste erworbenes Eigenthum seyn ... Im Institute sammelte ich ein Magazin von Einzelheiten, die erst nach und nach Fachweise geordnet wurden. Bei solchen Stunden ging’s allerdings oft lebendig zu. Unter dem Birnbaume im Pfarrgarten saß ich in der Mitte der Zöglinge; rechts die älteren, links die jüngeren. Bei der Erzählung des Merkwürdigsten von den Affen stand mein Gerloff auf, und rief im Budentone: Da werde Sie sehe die kleine Wistiti, Wistiti! (auf die Untern zeigend.)

Dinter als Pfarrer in Görnitz.

Und mein Burgsdorf, Einer von diesen, erhob sich und rief nachspottend: Und dort werde Sie sehe die große Pavian. Iß sik groß, aber auch dumm! Was zur Uebersicht des Systems gehörte, mußte schnell angegeben werden. Ich forderte Lebendigkeit ... Für die Gesundheit ward auf alle Weise gesorgt. Im Sommer wurden wenn es die Witterung erlaubte, fast alle Stunden, bei denen Nichts aufzuschreiben war, im Garten gehalten. Alle Nachmittage wurde eine Stunde zum Spazierengehen bestimmt, und auf dem Wege entweder französisch gesprochen, oder etwas Nützliches erzählt. Jährlich wurde eine Woche zu einer reise angewendet. Die Jahrmärkte in Borna wurden besucht, meistens auch die Oster- und Michaelismessen in Leipzig. Wurden nun die Kinder nicht vergnügungssüchtig? Nein. Jedes Vergnügen erreichte seinen Zweck: Es stärkte zur Arbeit, und verhinderte das schüchterne, menschenscheue Wesen, das den zu angestrengten oder zu abgesondert lebenden Kindern so leicht anhängt. Krankheit war in meinem Hause eine Seltenheit, und gestorben ist in meinem Hause in dem ganzen Zeitraume, den ich in Görnitz verlebte, kein Mensch.“ 1816 erhielt Dinter, das Angebot Schulrat in Königsberg/Ostpr. zu werden. Nach vielem Hin und Her verließ er seine Heimat für immer.

 

Dinter als Schulrat in Königsberg/Ostpr.

Am 10. November 1816 hielt ich meine Abschiedspredigt, am 11. verließ ich Görnitz; meine letzten Tage, in denen ich Sachse war, verlebte ich bei dem Herrn Kaufmann Förster in Leipzig. Meine letzte sächsische Mittagsmahlzeit genoß ich bei dem verewigten Tzschirner, an dessen Journale ich Mitarbeiter gewesen war, am 14. Nov. Überschritt ich Preußens Grenze mit dem tiefen Seufzer: Siehe, ich gehe in’s unbekannte Land, und weiß nicht, was mir daselbst begegnen wird ... Ich sahe bald ein, daß mein Amt eine seltsame Zusammensetzung von verschiedenartigen Geschäfften sei. Ich muß mit Superintendenten colloquiren, muß Predigtamts-, muß Schulamtscandidaten examiniren, muß mit Gymnasialabiturienten den Sophokles und Euripides lesen, oder doch die Behandlung dieser Schriftsteller beurtheilen, muß  selbst bei regierungsassessoren die allgemeine Gelehrtenbildung beurtheilen, muß als Mitglied der Militärprüfungscommission erklären, ob Jemand berechtigt sei, auf einjährigen Dienst Anspruch zu machen, muß aber auch auf der niedrigsten Landschule dem Schullehrer vorzeigen können, wie die Buchstabir- oder Lautirmethode am Beßten zu betreiben sei ... Der Schulrath Dinter war in seinen Aeußerungen oft Etwas ungestümer, als er hätte seyn sollen. Ein vornehmer Geistlicher hatte ihn einst zu Tische geladen. Der Hauswirth fragte: Das wird unser Herr Schulrath doch gestehen müssen, daß er unser Volksschulwesen in einem trefflichen Zustande gefunden hat. Ich antwortete Etwas erbittert: Gewiß, Ew. Hochwürden. Das hiesige Volksschulwesen hat mich überzeugt, daß es keine Erbsünde gibt. Wie so? fragt man. Ich: Wenn’s eine Erbsünde gäbe, so müßte das preußische Volk aus lauter Dieben, Räubern, Brandstiftern, Ehebrechern und Mördern bestehen. Denn mit euerm Schulwesen habet ihr sie wahrlich nicht abgehalten, Das alles zu werden. Der beleidigte Hauswirth stand unwillig auf, und ging auf einige Minuten hinaus. Doch kam er bald wieder, und berührte den erwähnten Punct nicht weiter ... Fraget ihr mich nun, ihr meine lieben Sachsen, warum ich, ungeachtet ich bei meinem lieben Buchhändler in Neustadt ein ruhiges Alter haben könnte, doch noch in Königsberg bleibe? Wäre ich nicht undankbar, wäre ich nicht mein eigener Feind, wenn ich anders handelte? Als Nebendinge mögen noch meine Verbindungen mit zwei Gesellschaften hier Erwähnung finden, deren Mitglied zu seyn ich mir zur Ehre rechne: Die deutsche Gesellschaft, und der Verein zur Unterstützung hilfsbedürftiger Gymnasiasten. Die sogenannte deutsche Gesellschaft ist ein freundlicher Verein gebildeter Männer, von welchen monatlich Einer eine Abhandlung über einen Gegenstand vorlieset, der ganz seiner Wahl überlassen bleibt. Ich kam hier mit Männern in Verbindung, die, als Menschen und Gelehrte gleich achtungswerth, mir manche neue Ansicht im Gebiete der Wissenschaft eröffneten. Die Mannigfaltigkeit  der Gegenstände, die behandelt werden, erhält das Interesse für’s Ganze.
Bald hörte ich hier Fragmente eines nächstens herauszugebenden Schauspiels, bald eine Abhandlung über die Hindus, ihren Glauben, ihre Sitten, bald über die Unmöglichkeit eines zerstörenden Erdbebens in Preußen, bald über irgend einen anderen wissenschaftlichen Gegenstand, und nie leicht verließ ich die Gesellschaft, ohne belehrt oder erfreut worden zu seyn ... Der Verein zu Unterstützung hilfsbedürftiger Gymnasiasten nahm mich ebenfalls unter seine Mitglieder auf, und wählte meinen Freund Lobek und mich zu Examinatoren. Wir hatten zu untersuchen, ob der junge Mann, wenn er in Königsberg studirte, der Unterstützung würdig sei? Dieser Auftrag machte mir viel Freude. Ich hatte Gelegenheit, manchem hoffnungsvollen Jünglinge zu helfen, und es hat nie einen fall gegeben, wo der Professor Lobek und der Schulrath in der Beurtheilung des Geprüften uneinig gewesen wären. Was übrigens ich selbst für den Zweck des Vereins that, gehört in das Capitel, das mein Privatleben darstellt.“

Am 29. Mai 1831 starb Gustav Friedrich Dinter im Alter von 71 Jahren. Er wurde auf dem Neuen Löbenichter Friedhof (später für Befestigungsanlagen aufgelöst) beerdigt. 1894 wurde in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, eine Straße nach ihm benannt.

Grabstätte von Gustav Friedrich Dinter in Königsberg/Ostpr.Ehemaliges Dinter-Denkmal in Görnitz."

Alle Fotos sind aus dem Bestand der Ortschronik des Museums Borna.

 

Aber auch in seiner sächsischen Heimat wurde er geehrt. So errichteten die Görnitzer Einwohner 1844 ihm ein Denkmal und in Borna wurde am Geburtshaus eine Gedenkplatte angebracht. Am Dinterplatz wurde 1951 anlässlich des 75jährigen Bestehens der Dinterschule das Dinterdenkmal eingeweiht.

 

Weitere Informationen bei der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena/Projekt Dinter

 

→ Gustav Friedrich Dinter