Er wurde als Sohn von Abraham und Esther Rose 1921 in Leipzig geboren. Seine Eltern waren Inhaber des Kaufhauses „Britania“ in Borna in der Roßmarktschen Straße 32. Hier in Borna verbrachte er seine Kindheit zusammen mit seinen Geschwistern Hertha, Alice, Gudrun und Vera sowie der Cousine Ruth und den Cousins Norbert, Heinz und Manfred, die alle über dem Kaufhaus "Britania" wohnen.
Er ging auch hier in die Dinterschule. Sein Klassenlehrer hieß Brause. Einmal in Woche erhielten alle Kinder von Rose und Motulsky privaten Religionsunterricht von Eduard Wollheim (geb. 1896 in Breslau). Wollheim war Elementarschullehrer an der Carlebachschule in Leipzig.
1929 verlässt die Familie von Abraham Rose Borna. Man zieht nach Leipzig in den Poetenweg 47. Die Kinder sollten eine bessere Schulbildung erhalten und sich nach dem Wunsch der Eltern besser in den Leipziger Bekanntenkreis einleben. Hier besuchte er die Carlebachschule in der Gustav-Adolfs-Straße 7.
Siegfried Rose ist trotzdem des Öfteren noch in Borna, da er seinen Vater im Kaufhaus mit aushilft. So auch am 10. November 1938.
Von ihm stammt ein Augenzeugenbericht zu den Ereignissen in Borna am 10. November 1938: „ In der berüchtigten Novemberwoche im Jahre 1938 war mein Vater krank und blieb in unserer Leipziger Wohnung, da mein Onkel, Carl Rose, der im 2. Stock des Geschäftshauses in Borna mit seiner Familie wohnte, meinen Vater als Geschäftsführer vertreten konnte. Um meinen Onkel im Geschäft behilflich zu sein, hatte ich mir einen Tag frei genommen und bin nach Borna gefahren. Am Nachmittag hörten wir schon durch Nachbarn das Gerücht, dass am Abend das Kaufhaus Britania eingeschlagen und angezündet werden würde, wie es schon mit mehreren Geschäften in Leipzig der Fall gewesen sein sollte. Mein Onkel schloss daher sofort und ließ die Stahlrollläden von den Schaufenstern herunter. Kurze Zeit später sammelte sich schon eine Menge vor dem Geschäftshaus und begann, Steine und Flaschen ans Haus zu werfen. Das Haus war von meinem Onkel und mir hinten abgeriegelt wurden, da meine Tante und ihren drei kleinen Kinder sich noch in der Wohnung befanden, im 2. Stock, und nicht unbelästigt das Haus verlassen konnten. Nach Einbruch der Dunkelheit hörten wir Axtschläge und kurz darauf wurde die hintere Eingangstür vom Garten aus eingeschlagen. Ein Kommando von ungefähr 8 Mann in Schaftstiefeln stürmten die Treppe herauf: ,Raus mit den Judenschweinen' Sie schlugen die verriegelte Wohnungstür ein und unter Drohung mit Revolvern wurde mein Onkel und ich gezwungen, das Geschäft vom Hintereingang aufzuschließen und alle Türen und Schaufensterrollläden zu öffnen. Alle Schaufenster wurden darauf sofort von draußen eingeschlagen und die Ware herausgerissen. Während mein Onkel und ich noch im Geschäft gehalten waren, wurden wir mit einem zerbrochenen Stuhl geschlagen, bis wir beide am Kopf bluteten.“ Danach wurde das Kaufhaus in Brand gesetzt. Carl und Siegfried Rose werden im Reichstor eingesperrt und am nächsten Tag freigelassen. Jedoch nach drei Stunden werden sie wieder festgenommen und wegen angeblicher Brandstiftung ins Amtsgericht Borna inhaftiert. Am 12. September werden sie mit anderen Juden aus Borna und dem Umland zur „SS-Judensammelstelle am Leipziger Ausstellungsgebäude“ gefahren und in das KZ Sachsenhausen transportiert. Im Februar 1939 kommt er frei mit der Auflage Deutschland innerhalb einer Woche zu verlassen. Über eine Ausreiseaktion an der Carlebachschule, die englische Quäcker organisieren, kann er Deutschland nach England verlassen. Er kann sich noch von seinen sterbenskranken Vater im Eitingon-Krankenhaus verabschieden. Seine Eltern sieht er nie wieder.
Über England emigriert er nach Kanada. Er lässt sich in Toronto nieder und nennt sich Frederik Rose. Am 9. Juni 2012 verstirbt er in Toronto.
Siegfried und Hannelore Naß mit Frederik Rose (r.) in Toronto, 1990
Quellen:
Frederik Rose, Progrom in Borna (enthalten in Bernd-Lutz Lange; Davidstern und Weihnachtsbaum);
Briefkontakt mit Siegfried Naß (Borna; im Bestand des Museum Borna);
Briefverkehr Ruth Rose / Bürgermeister Erich Ulbricht 1945-1950 (Nachlass Ulbricht, Museum Borna)
Bauaktenarchiv Borna; Akten des Stadtrats zu Borna über Baulichkeiten auf dem Grundstücke Nr. 437 Abt. II des Brandvers-Kat. (Roßmarktsche Str. Nr. 32), 1907-1948
Barbara Kowalzik, Wir waren eure Nachbarn – Die Juden im Leipziger Waldstraßenviertel, Pro Leipzig e.V. 1996