Er wurde am 11. März 1888 als Sohn von Melech und Bila Rose in Krakau geboren. Er besucht hier die Schule und machte eine Kaufmannslehre. Gemeinsam mit seinem Bruder Abraham übernahm er 1914 von Edmund Heinrich das Kaufhaus „Britania“ in der Roßmarktschen Straße 32. Er war bei seinem Bruder als Geschäftsführer des Unternehmens angestellt. Nachdem kurze Zeit danach sein Bruder Abraham in den Weltkrieg zog, führt er alleine die Geschäfte. Doch bald wird auch er Weltkriegsteilnehmer und Esther Rose mit ihrem Schwiegervater Melech Rose führen die Geschäfte weiter.
Calel Rose (Familienarchiv Susan Davis)
Nach dem Krieg lernt Karl die ebenfalls aus Krakau stammende Berta Stieglitz kennen. Am 15. August 1922 heiratet man in Krakau. Beide haben zusammen vier Kinder (Norbert, Ruth, Heinz und Manfred) und wohnen im 2. Stock über den Geschäftsräumen des Kaufhauses „Britania“ in der Roßmarktschen Straße 32.
Bis 1933 ist das Kaufhaus eine angesehene Adresse. Doch nach der Machtergreifung ändert sich die Situation und sie werden immer mehr angefeindet. Am 10. November 1938 (siehe Augenzeugenberichte Ruth Rose und Siegfried Rose) wird Karl Rose und sein Neffe Siegfried Rose, nach den Brandschatzungen von Bornaer SA-Truppen im Kaufhaus „Britania“, verhaftet und ins Reichstor gesperrt. Am nächsten Tag kommen sie wieder frei, jedoch nach nur drei Stunden. Wegen angeblicher Brandstiftung worden sie ins Amtsgericht Borna inhaftiert. Am 12. September 1938 wurde Karl Rose mit anderen Juden aus Borna und dem Umland zur „SS-Judensammelstelle am Leipziger Ausstellungsgebäude“ gefahren und in das KZ Sachsenhausen transportiert.
Zu den Ereignissen am 10. November 1938 schreibt das Bornaer Tageblatt vom 11. November 1938: „Spontane Kundgebung gegen die Juden – In den späten Nachmittagsstunden des Donnerstages kam es auch in Borna unter den empörenden Eindruck des feigen jüdischen Mordanschlags in der Pariser deutschen Botschaft zu spontanen judenfeindlichen Kundgebungen vor den Geschäften Paul Motulsky, Abraham Rose und Siegmund Singer. Bei Motolsky wurden sämtliche Schaufensterscheiben eingeschlagen. Im Geschäftshaus Rose brannten Schaufenster und Lagerräume aus. Der Brand wurde von unserer Feuerlöschpolizei in kurzer Zeit niedergebrannt. Der Kreisleiter ordnete sofort an, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln ein weiteres Umsichgreifen der Aktionen zu verhindern. Unsere SA versah den Ordnungsdienst in vorbildlicher Weise. Bald nach 8 Uhr herrschte in Borna wieder Ruhe und Ordnung.“ Dabei muss gesagt werden, dass die Feuerwehr erst mit Löschen begann, als die Gefahr bestand, dass das Feuer auf die Fleischerei Roscher übergreift. An der Bekämpfung des Feuers und der anschließenden Feuerwache bis in die Morgenstunden des 11. November waren 78 Feuerwehrleute beteiligt. Der Wehrleiter Günther übergab eine Rechnung für die Unkosten für Erfrischung und Stärkung der Wachmannschaften an die Stadt mit der Begründung: „Üblich ist, daß der Brandgeschädigte für die Unkosten aufkommt, da es sich hier um einen Juden handelt, wir, die Wehr mit den nichts zu tun haben wollen, bitten wir von Stadtseite dieses zu begleichen.“ Die Stadt übernahm die Unkosten. Jedoch merkte der Bürgermeister Dr. Thierbach an: „Im übrigen wünscht der Herr Erste Bürgermeister, das die Feuerwehr künftig, nicht wieder an die Brandgeschädigten herantritt und sich Zehrkosten vergüten läst.“
Nach kurzem Aufenthalt im KZ Sachsenhausen wurde Karl Rose entlassen und lebte mit seiner Familie im „Judenhaus“ Funkenburgstraße 16. Im Dezember 1938 wird er erneut verhaftet und kommt wieder ins KZ Sachsenhausen. Am 21. Januar 1941 wurde er zusammen mit seiner Frau und den Kindern nach Riga deportiert. Hier im Rigaer Ghetto bezog man eine Einraumwohnung. Im Frühsommer 1943 wurde Karl Rose von seiner Familie getrennt und wahrscheinlich in das KZ Stutthof deportiert, wo er 1944 verstarb.
Kurze Zeit nach den Pogromen und der Vertreibung der Familie Rose übernahm der Nachbar, Fleischermeister Emil Roscher, den gesamten Gebäudekomplex der Familie Rose und vermietete das Haus mit den Geschäftsräumen an Wilhelm Marks.
Seine Tochter Ruth hatte nach 1945 nach ihm gesucht, da er angeblich in Borna gesehen wurde, was sich jedoch als Lüge erwies.
1947 wurde in Leipzig vier ehemaligen Beteiligten an den Pogromen am 10. November 1938 in Borna der Prozess gemacht. Sie erhielten Haftstrafen zwischen ein und fünf Jahren. Es waren der ehemalige NSDAP-Kreisleiter Otto Hoppe, der bekannte Bornaer Kartoffelhändler Emil Enge, der Arbeiter Heinz Richter und der Gleisarbeiter Ottomar Liebe.
Abb.: Ehemaliges Kaufhaus „Britania“, 1988
Abb.: Gedenktafel am Wohnhaus Roßmarktsche Straße 32, 2017
Abb.: Stolpersteine für die Kaufmannsfamilie Rose am ehem. Wohnhaus Roßmarktsche Straße 32, 2017
Quellen:
Ellen Bertram; Menschen ohne Grabstein - Die aus Leipzig deportierten und ermordeten Juden; 2001
Briefverkehr Ruth Rose / Bürgermeister Erich Ulbricht 1945-1950 (Nachlass Ulbricht, Museum Borna)
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_mid_420121.html
Familienarchiv Susan Rose
Akte FFW II/XIa Nr. 35 (Stadtarchiv Borna)
Tageblatt für den amtshauptmannschaftichen Bezirk Borna 1938 Nr. 264
Gabi Rentz, Die Gründung des Kaufhauses „Britania“ (Manuskript)
Krakauer jüdische Genealogie: https://ics.uci.edu/~dan/genealogy/Krakow/Families/Rosenzweig.html#Calel