Er wurde am 24. Oktober 1883 als Sohn von Meilech und Bila Rose in Krakau geboren. Er besucht hier die Schule und machte eine Kaufmannslehre. Von 1901 bis 1910 ist er in ganz Deutschland unterwegs. Nachweislich lebte und arbeitete er für mehrere Monate in Bruss (heute: Brusy, Polen), Putzig (heute: Puck, Polen), Rathenow, Bochum, Wanne-Eickel, Köln, Mühlheim (Ruhr), Braunschweig und Berlin. Ab 1910 lebte er in Leipzig. In Leipzig arbeitet er bei der Mercedes-Schuhgesellschaft mbH in der Petersstraße 30. Anfangs wohnt er im Petersteinweg 21 und später in der Gottschedstraße 15. Hier lernte er seine Ehefrau Esther Färber kennen. Nach dem er sich bis zum Geschäftsführer der Leipziger Filiale der Mercedes-Schuhgesellschaft hochgearbeitet hat, fand am 6. Januar 1914 die Hochzeit statt.
Im Juni 1914 erwarb er mit seinem Bruder Calel Rose das Kaufhaus "Britania" in Borna. Aus diesem Zweck zieht er mit seiner Familien nach Borna und wohnte in der Roßmarktschen Straße 32 ("Kaufhaus Britania"). Abraham und Esther Rose beziehen den ersten Stock und Karl den zweiten Stock. Im Erdgeschoss befindet sich das Kaufhaus. Abraham Rose ist der Inhaber des Kaufhauses und sein Bruder Calel als Geschäftsführer angestellt.
Abraham Rose, um 1930
Kurze Zeit nach der Geschäftsübernahme wurde Abraham Rose zum Wehrdienst eingezogen. Von Geburt an hatte Abraham Rose die Österreichische Staatsbürgerschaft und wurde deswegen auch zum österreich-ungarischen Militär nach Eger (heute: Cheb, Tschechien) eingezogen. Sein Bruder Karl führte die Geschäfte weiter bis dieser 1915 auch zum Krieg eingezogen wurde und die Ehefrau von Abraham mit Hilfe des Schwiegervaters Meilech Rose das Kaufhaus weiterführte. Während des Ersten Weltkrieges kämpfte er an der russischen Front und wurde 1918 schwer Verletzt. Mit Ende des Krieges, Galazien kam an das Königreich Polen, erhielt die Familie Rose automatisch die polnische Staatsbürgerschaft. Von daher beantragten 1923 Abraham und Calel Rose für sich und ihre Familien die Einbürgerung nach Deutschland. Erst 1929 erhielten sie die deutsche Staatsbürgerschaft.
Die ersten drei Kinder von Abraham, kommen wahrscheinlich auf Wunsch der Ehefrau, in Leipzig zur Welt. Gudrun und Vera Rose kommen in Borna zur Welt. Die Ehefrau wird immer versucht haben, wieder in Leipzig zu wohnen. Sie war die Großstadt gewöhnt. Aber auch die Wohnverhältnisse waren nicht die besten. Mit fünf Kindern war der Wohnraum in Borna viel zu klein. 1929 zieht die Familie Abraham Rose nach Leipzig in den Poetenweg 47. Esther Rose möchten ihren Kindern eine bessere Ausbildung ermöglich und sie mehr in den Leipziger Bekanntenkreis integrieren.
Während der Pogrome am 10. November 1938 war Abraham Rose krank und nicht in Borna. Ihn vertritt sein Sohn Siegfried (siehe Augenzeugenbericht Siegfried Rose). Er wird in Leipzig verhaftet und kam in das KZ Buchenwald. Im Januar 1939 wurde er mit doppelseitiger Lungenentzündung entlassen und wohnt mit seiner Frau im „Judenhaus“ König-Johann-Straße 30. Nach dem man allen Kindern die Ausreise nach England ermöglicht hatte, war aber 1939 ihr Vermögen auf einem Sperrkonto. Als im Mai 1942 die Gestapo dieses "Judenhaus" aufgab wurden Abraham und Esther Rose in das "Judenhaus" Gustav-Adolf-Straße 7 (Carlebachschule) verlegt. Hier lebten sie getrennt in den ehemaligen Klassenräumen 16 und 16a im dritten Stock. Am 6. 9. 1942 schloss das Ehepaar Rose einen „Heimeinkaufsvertrag“ gezwungener maßen ab. Mit diesem Vertrag wurde den Eheleuten ein leichteres Leben in Theresienstadt für Geld vorgetäuscht und endgültig enteignet.
Heimeinkaufsvertrag vom 6.9.1942 für die Familie Rose (Sammlung Frederic Rose)
Auf der Transportliste vom 21. Januar 1942 nach Theresienstadt wurde er und seine Frau gestrichen. Die Deportation erfolgte am 19. September 1942. Von hier wurde er am 18. Mai 1944 nach Auschwitz gebracht und bei der Ankunft vergast.
Das Kaufhaus „Britania“ wurde kurze Zeit nach den Brandanschlägen „arisiert“. Das gesamte Wohn- und Geschäftshaus erwarb im Januar 1939 der Fleischermeister Emil Roscher (Nachbar). Im Herbst 1939 mietete sich Wilhelm Marks in dem Haus ein und eröfffnete wie die Vorgänger ein Geschäft für Knaben- und Herrenmode. Heute befindet sich hier die Landkreis-Geschäftsstelle der CDU. Bei der Einrichtung der Geschäftsstelle soll man noch Reste der Brandspuren von 1938 gesehen habe.
Seit 2008 gibt es im Neuen Habonim-Gebäude der Congregation Habonim in Toronto (Kanada) ein Gedenkfenster für Esther und Abraham Rose des kanadischen Künstlers Jerry Tooke, gestiftet vom Sohn Frederik Rose.
Abb.: Anzeige des Kaufhauses „Britania“ aus dem Adressbuch der Stadt Borna, 1929
Abb.: Kaufhaus Britania, um 1930
Abb.: Schuhlöffel mit Werbung des Kaufhauses „Britania“ Rose & Co. Borna (Sammlung Museum Borna)
Quellen:
Stadtarchiv Borna; I/VI Nr. 589 - Gesuch um Einbürgerung des Kaufmann Abraham Rose aus Krakau in Galizien betr. - 1923
Stadtarchiv Borna; I/VI Nr. 590 - Gesuch um Einbürgerung des Geschäftsführers Calel Rose aus Krakau in Galizien betr. - 1923
Bauaktenarchiv Borna; Akten des Stadtrats zu Borna über Baulichkeiten auf dem Grundstücke Nr. 437 Abt. II des Brandvers-Kat. (Roßmarktsche Str. Nr. 32), 1907-1948
Ellen Bertram; Menschen ohne Grabstein - Die aus Leipzig deportierten und ermordeten Juden; 2001;
Briefverkehr Ruth Rose / Bürgermeister Erich Ulbricht 1945-1950 (Nachlass Ulbricht, Museum Borna);
Gabi Rentz, Gründung des Kaufhaus „Britania“ (Manuskript);
Barbara Kowalzik, Wir waren eure Nachbarn – Die Juden im Leipziger Waldstraßenviertel, Pro Leipzig e.V. 1996
Gedenkfenster für Esther und Abraham Rose - www.congregationhabonim.org/stained-glass-window.html