Jakob Lenczychi (Lentschiki) wurde am 24. Mai 1879 in Zychlin (Kr. Kutno, Russisch-Polen) geboren. Er war von Beruf Schneider. Von 1902 bis 1906 lebte er in Łódź. Danach bis 1914 in Leipzig. Hier lernte er wahrscheinlich seine Fau Hinde kennen. Seit dem 28. Februar 1914 ist er in Borna regestriert. Er wohnte zu erst An der Mauer Nr. 7 bzw. Nr. 11.
Am 6. Juli 1917 kam ihr einziges Kind, der Sohn Leopold zur Welt. Jakob Lenchychi machte sich am 30. Januar 1919 als Schneidermeister selbständig und bezog mit seiner Familie eine Wohnung in der Roßmarktschen Straße 19.
Von Geburt hatte Lenczychi die russische Staatsbürgerschaft, die er jedoch nach dem Ersten Weltkrieg verlor. Er war damit staatenlos. 1926 stellte er für sich und seiner Familie den Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft. Dieser Antrtag wurde abgelehnt. 1929, als sein Sohn schon das Realgymnasium in Borna besuchte, stellte er erneut einen Antrag mit folgender Begründung: "Weil ich nach Rußland nie wieder zurückgekehrt bin habe ich die russische Staatsangehörigkeit verloren auch bin ich daher Staatenlos. Innerlich aber denke auch fühle ich deutsch." 1934 wurde dann endgültig der Antrag abgelehnt, da er die Gebühren nicht aufbringen konnte. Sein Geschäft hat er zu diesem Zeitpunkt aufgegeben und er lebt von der städtischen Fürsorge. Im gleichen Jahr war auch seine Ehefrau verstorben.
Er ist am 20. September 1935 im Eitingon-Krankenhaus in Leipzig verstorben und auf dem Friedhof Delitzscher Straße in Leipzig begraben.
Quellen:
Stadtarchiv Borna - Akte I/VI Nr. 620 - Gesuch des Schneidermeisters Jechiel Jakob Leczicki (Lentschiki) aus Zychlin Kr. Kutno um Einbürgerung betr., 1926
Stadtarchiv Borna - Akte V/IIi Nr. 3 - Akten des Stadtrathes zu Borna Israeliten betreffend, 1916-1919
Gemeindeakte, Akte der Israelischen Religionsgemeinschaft Leipzig
Adressbuch der Stadt Borna 1929