Im Jahre 1938 schrieb ein Bornaer Chronist voller Poesie: Es „erhebt sich der stattliche Bau des Staatsrealgymnasiums, dessen turmbekröntes Massiv sich in den Fluten des ,Breiten Teiches’ wie ein poetisches ,Schloss am Meer’ spiegelt.“ Ein Schloss, wie wahr. So oder so ähnlich werden viele denken, wenn sie diesen prächtigen Jugendstilbau das erste mal sehen. Seit nunmehr hundert Jahren existiert dieses Gebäude an den Ufern des Breiten Teiches und ist ein Glanzlicht der Stadt Borna.
1873 wurde auf Initiative von Bürgermeister Carl Heinrich eine Städtische Realschule gegründet, deren Unterrichtsräume sich im Ostflügel des Rathauses befanden. Später wurden die Unterrichtsräume in die Bürgerschule (heute: Dinterschule) und in das Alte Krankenhaus in der Hausgasse verlegt.
1886 wurde dann das neue Realgymnasium am Königsplatz eröffnet, doch schon um die Jahrhundertwende stellte man fest, dass das Gebäude für die wachsende Zahl der Gymnasiasten zu klein wurde.
1905 beschloss man, dass das Städtische Realgymnasium an den Staat verkauft wird, um anstehenden Kosten für die Stadt Borna zu lindern. Jedoch bestand der sächsische Staat auf ein neues Schulgebäude. Als Bauplatz suchte man sich das Areal neben der ehemaligen Reitbahn am Breiten Teich aus. Als Architekten konnte man den ehemaligen Gymnasiasten William Kempe aus Bautzen gewinnen. Nach einigen Abänderungen der Baupläne und dem Kauf des Grundstückes durch die Stadt und dem Land Sachsen, wurden die Pläne vom Sächsischen Ministerium für Kultus und öffentlichen Unterricht genehmigt.
Am 13. Juni 1906 begannen die ersten Erdarbeiten für das neue Gebäude. Ausführende Firma war das Bornaer Baugeschäft Naumann. Doch bald traten Bedenken wegen des Bauuntergrundes auf und so kam es unter Beteiligung des Architekten Kempe, des Vertreters des Landbauamtes Herrn Seidel, dem Stadtbaumeister Hofmann, den Baumeistern Max und Georg Naumann zu einer Baugrunduntersuchung. Diese ergab das ein fester Betonuntergrund erforderlich ist. Der benötigte Kies sollte aus der Kiesgrube an der Flößberger Straße (Verlängerung der heutigen Lausicker Straße) und der Sand aus einer Grube in Borna-Ost gewonnen werden.
Damit war jedoch das Problem des Baugrundes noch nicht vom Tisch. Es kam noch zu weiteren Bauuntersuchungen und Probebohrungen.
Ab Frühjahr 1907 gingen die Bauarbeiten am Hauptgebäude mit der Rektorenwohnung voran, die bis Oktober gleichen Jahres abgeschlossen waren.
Krönender Abschluss bildet die Turmuhr von der Firma Zachariae aus Leipzig. Im November nahmen die Regierungsbaumeister Weidner und Trautmann die eingebaute Kesselanlage ab und die Stadt bewilligte das neue Inventar. Wobei festgestellt wurde auch die alten Lehrmittel weiter mit zu nutzen. Somit stand der feierlichen Einweihung am 14. Januar 1908 nichts mehr im Wege.
Die Gesamtbaukosten betrugen 457.260 Mark, davon fielen auf das Hauptgebäude 323.853 Mark. Für die Ausstattung des Gebäudes, wie z.B. für die Schulbadeinrichtung, Turnhallenausstattung oder die Bibliothek, wurden 33.930 Mark ausgegeben.
An den Bauarbeiten beteiligten sich insgesamt 47 Firmen, von denen 32 aus Borna bzw. Altstadt-Borna waren. Darunter befanden sich z.B. die Baugeschäfte von Friedrich Naumann, Max Wangemann, Alfred Oeheme, der Bildhauer Carl Brückner, der Malermeister E. le Petit und Rudolf Gutsche, Kupferschmiedemeister Gustav Meyer, Klempnermeister Franz Rogol oder die Dachdeckermeister Carl Hugo Gaitzsch und Theodor Michall.
Mit dem Tag der Einweihung ging die Schule als Königlich-Sächsischen Staats-Realgymnasiums in die staatliche Verwaltung über.
Teichgymnasium, 2008