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„Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr“

Am Anfang des Brandschutzes war das Dorf Altstadt eng mit der Nahen Stadt Borna verbunden. Es gab eine gemeinsame Feuerordnung, die die Brand- und Gewitterwache für Borna, Altstadt Borna mit Bockwitz und Gnandorf regelte. Seit Mittte des 18. Jahrhunderts bildete man auch gemeinsam einen Spritzenverbund. Doch 1862 beantragte die Gemeinde Altstadt bei den Stadtverordneten von Borna den Austritt aus dem Spritzenverbund, da man vor hatte sich eine eigene moderne Feuerspritze zu kaufen. Es handelte sich dabei um eine Saug- und Druckspritze, die in späteren Akten wir folgt beschrieben war: „Die Spritze ist nicht abprotzbar und ist mit Saugvorrichtung versehen. Wasserzubringer sind 2 vorhanden, dazu 3 Mundstücke, eins mit 10 und zwei mit 12 mm Auslaufdurchmesser.“ Wo man anfangs die Feuerspritze unterbrachte und wann genau das Gerätehaus der Feuerwehr gebaut wurde, ist mir leider nach heutigem Stand unbekannt. Doch bei der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr gab es schon ein Gerätehaus am Angerberg. Der Grund der Gründung war wie in vielen Städten und Dörfern, dass das schnelle straff geordnete und einheitliche Einschreiten zur wirksamen Bekämpfung eines Feuers nicht immer gewährleistet war und so immer wieder viel Schaden entstand. So fehlte eine gut organisierte und wohlgeübte Löschmannschaft. Am 29. Mai 1906 versammelten sich erstmals Bürger von Altstadt Borna im Gasthof zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr. Dennoch dauerte es bis zum August 1906 bis sich die Freiwillige Feuerwehr Altstadt Borna formierte. Unter Aufsicht des Branddirektor Eichler aus Borna wurde zum Hauptmann der Wehr Friedrich Müller gewählt. Weiter wurden gewählt: Ernst Pahlig (stellv. Hauptmann), Karl Breiting (1. Rottenmeister), Paul Wittig (2. Rottenmeister), Louis Schäfer, Robert Brauße (beide Rohrführer), Richard Kühn (Techniker), Richard Becker, Gustav Pertermann (beide Signalisten) und Robert Pahlig als Ausschussmitglied. Insgesamt bestand die Mannschaft aus 31 Mann. „Die Mannschaften tragen sämtliche aus Tuch Blusen und Lederhelmen bestehende Uniformen ... Alarmiert wird mit Hornsignal. Hilfeleistung wird nach Borna, Kesselshain, Zedtlitz und Gnandorf geleistet, d. i. einer Stunde im Umkreis.“ (Akten der Amtshauptm. Borna – Das Feuerlöschwesen in der Gemeinde Altstadt Borna betr. II/XIa. 41, 1902) Wie schon erwähnt bestand schon das Gerätehaus für die Spritze gegenüber der Turnhalle. Der Platz davor wurde gemeinsam als Turn- und Übungsplatz genutzt. Im März 1907 wurde die Freiwillige Feuerwehr Altstadt Borna in den Bezirks-Gewerbeverband Borna aufgenommen, damit war die Aufnahme der Feuerwehr in den Sächsischen Feuerwehrverband gewährleistet. Man traf sich im Jahr durchschnittlich zu 15 bis 17 Übungen und zu 3 bis 4 Versammlungen. Dazu kamen noch Stiftungs- und Schlachtfeste. Die Versammlungen und Ausschusssitzungen wurden im Gasthof „Altstadt“ oder in der Restauration „Feldgärtner“ abgehalten. Mitte der 20er Jahre kam es aber auch schon mal vor das die Ausschusssitzung im Gasthof „Stadt Leipzig“ in Borna abgehalten wurde.

Mitglieder der ehemaligen Freiwilligen Feuerwehr Altstadt Borna, 1959 (Ortschronik Borna)
Mitglieder der ehemaligen Freiwilligen Feuerwehr Altstadt Borna, 1959 (Ortschronik Borna)

Im Jahre 1909 wurde beschlossen, auch passive Mitglieder aufzunehmen: „... daß sind solche welche vorläufig nicht zum aktiven Dienst, sondern nur im Falle Mangels an aktiven Mitgliedern die jüngsten derselben bis zum 35. Lebensjahre s. zum aktiven Dienste heran zu ziehen sind.“ Dann gab es noch ein ganz besonderes Mitglied. Dies war der Brauereibesitzer Karl Rother. Er war das einzige „Außerordentlich Mitglied“. Dies bedeutete er zahlte kein Mitgliedsbeitrag, doch Ab und Zu stiftete er einige Fässer Bier um den Durst zu löschen. Dazu gibt es auch im Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Altstadt Borna vom 2. Januar 1926 einen kuriosen Beschluss. Die Feuerwehr „... beschließt einstimmig, bei stattfindenden Veranstaltungen der Wehr, nur Rother-Bier zu trinken.“
Doch ihr Hauptaugenmerk bestand in der Löschung von Feuersbrünsten und ihren ersten Einsatz hatte die Feuerwehr Altstadt 1910 beim Brand im Braunkohlenwerk „Wilhelmschacht“ in Gnandorf, „wobei die Wehr kräftig in Arbeit kam.“
Ab 1913 hatte die Feuerwehr Altstadt einen direkten Telefonanschluss zur Polizeiwache Borna. Damit war eine schnellere Brandbekämpfung gewährleistet. Doch schon bald wurde die noch junge Feuerwehr auf einen schweren Prüfstein gestellt. Der Weltkrieg kam übers Land. Im Protokollbuch lesen wir unter dem 25. August 1914 dazu: „Herr Hauptmann Müller eröffnete die Versammlung und gab als ersten Punkt der Tagesordnung einen Rückblick auf die eingetretene Kriegslage. Nachdem wurden die jungen Mitglieder  festgestellt, welche nicht zu Militärleistungen herangezogen werden, um für den Fall der Feuergefahr eine Spritzenbedienung festzusetzen ...“ Es kam auch zur Sprache eine Pflichtfeuerwehr zu gründen, da die Mitgliederzahlen immer mehr sanken. 1916 hatte man nur noch 8 aktive Mitglieder. Dies blieb bis zum Ende dieses Massensterbens im Jahre 1918.
Im Jahre 1920 hatte die Freiwillige Feuerwehr 29 aktive Mitglieder und das Spritzenhaus erhielt elektrische Beleuchtung. Im selben Jahr erhielt die Gemeinde Altstadt Borna eine neue Feuerlöschordnung, da man bei einer Revision 1918 feststellte, das die bestehende Feuerlöschordnung aus dem Jahre 1845 veraltet war.
1922 wurde der Turn- und Übungsplatz am Angerberg vergrößert und zwei Jahre später wurde am 10. August 1924 das neue Spritzenhaus mit einem kleinem Feuerwehrfest und –ball eingeweiht. Denn dies war auch nötig, da man beschloss sich eine zweite Spritze anzuschaffen. Mittlerweile hatte man 59 aktive Kameraden und bildete zwei Züge. Am 3. November 1926 erhielt die Freiwillige Feuerwehr ihre neue Spritze. Diese konnte schon bald zeigen, zu was sie im Stande war. 1927 rückte die Wehr dreimal zu Einsätzen nach Borna aus, „beim Großfeuer der Bergbrauerei gab unsere Wehr als erste Wasser ...“ Trotzdem merkte man bald, das die Feuerwehr Altstadt an ihre Grenzen stieß. Zu Einsätzen in den Braunkohlenwerken war man nicht im Stande. Am 21. August 1929 erläutert Hauptmann Hugo Breiting, der 1922 das Amt von Hauptmann Müller übernommen hatte, vor seinen Kameraden, „das er bei Ausruf des Brandes am Sonntag 18./8.29 den Befehl gegeben hat, die Wehr, soll nicht ausrücken, ebenso bei Grubenbränden ist ein ausrücken der Wehr nicht zu erfolgen, nur auf besondere Anforderung hin.“
Vom  30. Mai bis zum 1. Juni 1931 wurde das 25jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Altstadt Borna gefeiert. Aus diesem Anlass fand am ersten Tag der 42. Verbandstag des Bezirkes Borna der Freiwilligen Feuerwehren statt. Auf diesem wurde Hauptmann Breiting zum Brandmeister ernannt. Am nächsten Tag wurde eine Löschübung in der Brauerei Rother durchgeführt und danach führte ein Festumzug vom Stadtkrankenhaus über die Lausigker Straße, der Kirchstraße, der Hauptstraße und Grenzstraße zur Fleischerei Pilz, wo sich der Festzug auflöste. Anschließend traf man sich zu einem zünftigen Kommersabend mit der Kapelle Müller aus Borna im Gasthof „Altstadt“. Am letzten Tag trafen sich alle Feuerwehrmitglieder aus der Altstadt zu einem Schlachtfest.
Doch dann kam 1934 das Ende der Eigenständigkeit der Freiwilligen Feuerwehr Altstadt Borna. „Als besonders erwähnenswert ist, das die Altstädter Wehr nach 27jähriger Bestehen, die Erfolgte Einverleibung der Gemeinde mit der Stadt Borna, nunmehr die Bezeichnung II. Kompanie Borna-Altstadt führt.“ Nach 1945 war die Bezeichnung „3. Zug (Altstadt)“. Das dies nicht alles Reibungslos von sich ging, bewies sich als das Braunkohlenwerk Borna 1936 der Freiwilligen Feuerwehr Borna 300 Mk. stiftete. Davon wollten die Altstädter auch was sehen. So kam es zwischen Brandmeister Breiting, Branddirektor Günther und dem Bürgermeister Dr. Thierbach zu einer Aussprache, ohne Erfolg.
Nach 1960 verschmolzen die Feuerlöschzüge immer mehr, vor allem nach dem 1973 die Freiwillige Feuerwehr Borna ihre neuen Feuerwehrgebäude in der Röthaer Straße bekamen, damit war die Ausrüstung zentral untergebracht. Trotzdem wurde das Altstädte Gerätehaus noch als Unterstellmöglichkeit bis 1990 genutzt.

Freiwillige Feuerwehr Borna, 3. Zug (Altstadt), 1949 vor dem Kriegerdenkmal Altstadt (Ortschronik Borna)
Freiwillige Feuerwehr Borna, 3. Zug (Altstadt), 1949 vor dem Kriegerdenkmal Altstadt (Ortschronik Borna)