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Viele werden sich jetzt fragen, was ist eine Amtsfrohnfeste. Ganz einfach, das war das Gefängnis des Amtes bzw. der Amtshauptmannschaft Borna. Die Amtsfrohnfeste befand sich nicht, wie viele jetzt vielleicht denken in Borna, sondern im Dorf Altstadt Borna. Es handelt sich dabei um das Gebäude Grenzstraße Nr. 6.
In einem Inventarium aus dem Jahre 1752 lesen wir zur Amtsfrohnfeste: „Dieses Gebäude  stehet in der Altstadt Borna neben Johann David Liebingen, dem Gottes-Acker gegenüber, ist zwey Stockwerk hoch ganz steinern aufgeführet, mit zwey steinernen Brand-Giebeln, von außen und innen gedünchet, außenwendig gelb angestrichen, innewendig durchaus geweißet, und im Vor-Hauße und in der Küche mit Bruchsteinen gepflastert.“ Das Inventarum wurde angefertigt, da dieses Gebäude eine Neubau war.
Alles wurde Aufgezählt bis zum kleinsten Nagel. So erfahren wir auch, wie eine Gefängniszelle zur damaligen Zeit eingerichtet war, wovon sich drei im Erdgeschoss befanden . „Drey Gefängnisse lincker Hand neben einander, und vor ieder eine Thüre von eichenen Pfosten, mit schwarzen Blech auf der inneren Seite beschlagen, nebst 2 starken Bändern über die ganzen Thüren mit Stütz-Haacken, auch 2 starcken Anwürrffen mit Haspen, in Stein befestiget, ingleichen zu ieder Thüre 2 Vorlege-Schlößer, so an Ketten hängen, zu allen aber nur ein Schlüssel, Inwendig sind solche mit Steinen gepflastert und in ieden a) zwey starke Haspen eingemauert, zum Anschlüssen, b) über allen Thüren ein Lufft-Loch wofür ein Gatter.“
Diese Gefängnisse waren sehr spartanisch und dienten wohl eher für einen Kurzaufenthalt. Die Zellen im Obergeschoss waren schon etwas besser. „ ... im anderem Stockwerk, Ein Vorboden mit Spinte-Brethern getheilt, woselbst zwey Fenster ebenfalls in eichenen Rahmen wie die unten, iedoch ohne eiserne Gatter dafür, und wovon das ein forne raus auf die Gaße, das andere aber hinten in Hof gehet, ferner Die sogenannte Arrestanten-Stube, welche forne raus nach der Gaßen gehet, und wofür eine Bretherne Thüre mit Bändern, verdecktem Schloß, nebst Schließ-Globen und Schlüssel, auch ein Knopf zum Zuziehen, in dieser Stube aber a) zwey Fenster auf die Gaße in eichernen Rahmen, gleich denen untern mit eisernen Gattern, b) Ein Steinernen Ofen-Herd mit einem Töpfernen Ofen von grünen tiefen Kacheln, c) Ein viereckigter Brethener Tisch mit dergleichen Gestelle, d) Vier Höltzerne Lehne-Bäncke, so roth angestrichen, e)Ein Blechern Thürgen vor dem Ofen-Loche, mit Haspen und Klinke“. Von dieser Art gab es noch vier weitere Zellen im Obergeschoss. Der Hof des Gefängnisse war zum Mühlgraben hin ummauert.
Natürlich sind über die Jahre viele in diesem Gefängnis gelandet und haben ihre gerechte Strafe verbüßt. Doch der wohl bekannteste Insasse war der Raubmörder Johann Gottlob Thiemig aus Tautenhain. Er wurde 1821 hier her inhaftiert. Schon in jungen Knabenjahren begann er zusammen mit seiner Mutter seine Diebeskarriere und musste dafür schon für vier Jahre ins Zuchthaus. „Später geschahen die verwegenen, blutigen Raubanfälle an den Richter Schellenberg in Gnandstein, an Börner aus Zöblitz und an Neubert aus Gorna bei Zschopau.“ (Wolfram)
Seine Raubüberfälle zogen eine blutige Spur, bis man ihn endlich fasste und in die Bornaer Amtsfrohnfeste einlieferte. Robert Wolfram schreibt in seiner Bornaer Chronik dazu: „ Auf höheren Befehl ward die Untersuchung gegen Thiemig an das Amt Borna übergeben und von diesem  am 15. September 1821 begonne.“ Abfinden konnte sich Thiemig mit der Inhaftierung nicht und so versuchte er mehrmals zu fliehen. Wolfram schreibt weiter: „Drei Mal versuchte dieser gefährliche Mensch  während seiner Untersuchungshaft aus der Frohnfeste zu entspringen, doch wurde er allemal noch zu rechten Zeit ergriffen. Den 11. Oktober 1821 Abends brachte der Amtsbeifrohn Aurich den Gottlob Thiemig, in der Bretzel geschlossen, aus dem Amtshause, wo er verhört werden sollte, nach der Frohnfeste. Aurich ließ die Hausthür, weil Leute derselben saßen, unverschlossen, brachte Thiemig hierauf an sein Gefängnis, ließ ihn einen Augenblick stehen, um einen eingebrachten Vagabunden einzuschließen, führte dann Thiemig in das Gefängnis; machte ihm die Hände frei, ließ ihn den Rock ausziehen und bückte sich, um ihn am das Bein anzuschließen. Diesen Moment nutzte Thiemig; er warf Aurich an die Wand, rannte unter Ausraffen seines Rockes die Thür hinaus,  die Treppe runter und gewann durch die Hausthür das Freie.“ Er flüchtete durch die Aue zur Wyhra zu, unter Verfolgung von den Altstädter Bauern. In der Wyhra wäre Thiemig bald ertrunken und konnte so gefasst werden.
Ein anderes Mal schlug er Steine aus dem Ofen, wo durch ein großes Loch im Kamin entstand und er dadurch fliehen konnte. Dabei erhielt er Unterstützung von einem Gefängniswärter. Der Amtsfrohn Roßner war verfeindet mit dem Amtsfrohn Aurich. Um Aurich eins auszuwischen, steckte Roßner dem Inhaftierten die Schlüssel zu, um sich von den Beinfesseln zu befreien.
Das letzte Mal floh Thiemig am 13. April 1822 und das als der neue Amtswachmeister Herbazewsky abends zusammen mit Frau und Tochter die Gefangenen visitierte. Als man in die Zelle von Thiemig kam, sprang dieser bewaffnet mit einer Holzlatte ihnen entgegen und versuchte der Frohnfeste zu entfliehen. Doch die Haustür war verschlossen und es kam zu einem Kampf zwischen dem Raubmörder und dem Amtswachtmeister. Der Amtswachtmeister musste nachgeben. Er bekam Hilfe von herbeigeeilten Bewohnern, die den Tumult mitbekommen hatten. Als Thiemig in Richtung Mühlgraben dem Gefängnis entfliehen wollte wurde er gefasst. „Der erste, welcher den Herbazewsky beisprang, war der Lohgerbermeister August Gödel.“ (Wolfram) Danach versuchte es Thiemig nicht mehr und wartete auf seine Hinrichtung am 13. Mai 1824 durch den Scharfrichter Carl Adolph Fischer.
Das war auch zugleich die letzte Hinrichtung durch das Schwert in Borna. Das Richtschwert kann man noch heute in der ständigen Ausstellung des Museum der Stadt Borna betrachten.
Die Amtsfrohnfeste bestand noch bis zum Jahre 1854. Am 14. Februar 1854 wurde feierlich das neue Amtsgericht mit dem Gefängnis (heute: Poizeirevier) in der Grimmaer Straße eingeweiht. Damit verlor die Amtsfrohnfeste ihre Bestimmung und wurde zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgebaut.


Zeichnung der Frohnfeste aus dem Inventarum von 1752 (Stadtarchiv Borna)