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„Einen guten Namen hat Musikdirektor Claußnitzer als Komponist, er schrieb Stücke für Klavier, Lieder und Chöre. Vor allem aber galt sein Schaffen der Orgel, da schenkte er uns eine große Zahl von Choralvorspielen, sie füllen eine ganze Reihe von Heften. Ganz prächtige kleine Stimmungsbilder sind ihm gelungen. In manchen Vorspielen finden wir die Choralmelodienoten getreu als cantus firmus, die anderen Stimmen umranken sie, zum Teil mit Choralmotiven.“ So urteilte der ehemalige Bornaer Kantor Arno Laube.

Paul Claußnitzer als Seminar-Oberlehrer in Borna, 1910
Paul Claußnitzer als Seminar-Oberlehrer in Borna, 1915

Geboren wurde Hermann Paul Claußnitzer am 9. Dezember 1867 in Niederschöna bei Freiberg. Hier besuchte er die Volksschule. 1881 wurde er auf das Kgl. Lehrerseminar in Nossen aufgenommen. Schon früh zeigte sich hier sein musikalisches Talent. Von 1887 bis 1889 besuchte er das Konservatorium für Musik und Theater in Dresden (heute: Hochschule für Musik Carl Maria von Weber), um Musik zu studieren. Zu seinen Lehrern zählten Ferdinand Braunroht und Felix Draeseke. Beim Kreuzkantor Emil Robert Höpner erhielt er Orgelunterricht. Auf Grund seiner guten Fertigkeiten, erhielt er als besondere Auszeichnung eine von der Stadt Dresden gestiftete Orgelprämie und erhielt das Reifezeugnis als Organist. Nach seinem Studium wurde er am 16. April 1889 am Seminar II in Grimma angestellt bis er 1894 ständiger Seminarlehrer in Nossen wurde. In dieser Zeit soll er auch den späteren Komponisten Sigfrid Karg-Elert unterrichtet haben.

Nach dem Tod des Kgl. Musikdirektors Ernst Hermann Behr am Lehrerseminar in Borna wurde Paul Claußnitzer am 1. Juli 1910 als Oberlehrer nach Borna berufen. Mit seiner Ehefrau und dem einzigen Sohn (gefallen im Ersten Weltkrieg) bezog er eine Wohnung in der Lobstädter Straße 12 (heute: Deutzener Straße, Gebäude ist abgerissen). „Viele sächsische Lehrer danken Claußnitzer ihre musikalische Ausbildung. Mit seiner peinlichen Genauigkeit im Unterrichte fand er freilich nicht immer das Verständnis der Schüler. Doch er wußte genau, daß ohne sie eine solide Grundlage auch in musicis nicht zu schaffen war.“ (Arno Laube) So ist es nicht verwunderlich, dass er zum Studienrat und Kgl. Musikdirektor ernannt wurde. Neben seiner Tätigkeit in der Seminarschule leitete er erfolgreich den Seminarchor.

Schon seit frühen Jahren litt Paul Claußnitzer an Diabetes. Das führte auch dazu, dass er 1922 im Alter von 55 Jahren in den Ruhestand ging und leider viel zu früh am 5. April 1924 verstarb.

Todesanzeige des Seminar-Lehrerkollegiums vom 9. April 1924
Todesanzeige des Seminar-Lehrerkollegiums vom 9. April 1924

Sein größter Verdienst für die Nachwelt waren seine Orgelkompositionen und Anleitungen für das Orgelspiel. Wenn er auch zu großen Teilen in Vergessenheit geraten ist, erklingen noch heute bei Gottesdiensten in ganz Deutschland seine Choralvorspiele. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die „Zehn Choralvorspiele“ (op. 14 und 26) und „Trauergeläute op. 22“ für die Orgel sowie die „Choral-Sonate zur Totenfeier“. Der Bornaer Studienrat Paul Kurze schrieb zu letzterem Werk folgendes: „Sie machte mir immer den Eindruck, als habe sie der Tod, der ihn bedrohte, nach dem er ihn im Felde den einzigen Sohn erschlug, selbst aus ihm heraus gekeltert. Freilich, er sagte mir, sie sei eher begonnen, aber die Sprache, die sie spricht, ist so herzbezwingendechte Trauer, so tiefe und schlichte Frömmigkeit, so himmelaufwärts reißend, daß sie mit dem Leidensmann der letzten 5 Jahre seines Lebens identisch ist.“

Titelblatt für seine „Zehn Choralvorspiele“
Titelblatt für seine „Zehn Choralvorspiele“ (op. 14)

 

Klangbeispiele zu Werken von Paul Claußnitzer, Eingespielt von Thorsten Pirkl:

Klangbeispiel 1Klangbeispiel 2Klangbeispiel 3

Klangbeispiel 4Klangbeispiel 5Klangbeispiel 6

 

Werke von Paul Claußnitzer

Werke von Paul Claußnitzer