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Am 20. Mai 1876 erblickte Karl Richard Max Möbius als zweiter Sohn des Fleischers Carl Richard Möbius und dessen Frau Auguste Bertha geb. Steinbach im Haus An der Mauer Nr. 1 (heute: Gardinenkonfektion Gottwald) das Licht der Welt. Nach dem Besuch der Bürgerschule erlernt er den Beruf des Holzbildhauers und betätigt sich als Geselle bei mehreren Bornaer Firmen. Nach einem Studium an der Kunstgewerbeschule in Dresden war er als Zeichenlehrer sowie dekorativer Bildhauer an der Fachschule für Maschinenbau in Iserlohn angestellt. Doch nach zwei Jahren gibt er auf und begann ein Studium an der Königlichen Hochschule für die bildenden Künste in Berlin. Als 1904 der Ausmarsch der Soldaten auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin erfolgte, um nach Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia) verschifft zu werden, ist Möbius von diesen Anblick so begeistert, dass er die Plastik „Schutztruppler auf Patrouille“ entwirft. 1907 erhielt diese Plastik die silberne Medaille der Berliner Kunstausstellung. Nach dem Tode des Kolonialpioniers Hans Dominik schuf er ein Lebensgroßes Porträt von Dominik das in den Grabstein eingelassen, sich auf dem Apostelfriedhof in Berlin-Schöneberg befand. Daraufhin beauftragten ihn die Kameruner Handelsfirmen mit der Anfertigung eines Dominik-Denkmal in Kribi. 1912 ist das Denkmal fertiggestellt. Der Einweihung des überlebensgroßen Denkmals ist Karl Möbius zugegen. Dabei ist Möbius von den der einheimischen Bevölkerung sehr angetan, so dass in den nächsten Jahren mehrere Kleinplastiken mit afrikanischen Motiven entstehen. Die bekannteste ist die „Jaudefrau mit Kindern“. In dieser Zeit lernt er auch seine Frau kennen. Am 14. Juli 1914 ehelicht er Anni Reh, die Tochter des Kaiserlichen Geheimen Baurates Philipp Reh. Beide beziehen ihre Wohnung in der Offenbacher Straße 5 in Berlin-Friedenau, einer kleinen Künstlerkolonie. Ganz in der Nähe befand sich die Kunstgießerei Noack, wo Möbius auch ein Großteil seiner Bronzefiguren herstellen ließ. 1914 entsteht ein zweites Dominik-Denkmal in Youndé. Danach erhält er den Auftrag ein Denkmal für den umstrittenen Kolonialisten Dr. Carl Peters in Dar es Salaam (Deutsch-Ostafrika, heute: Tansania) herzustellen. Doch der Ausbruch des Weltkrieges 1914-1918 und der Verlust aller deutschen Kolonien verhindern das Aufstellen des Denkmals. In den 30iger Jahren wurde das Denkmal auf der Mole von Helgoland aufgestellt (heute nur noch der Kopf im Helgoland-Museum vorhanden). Die Denkmäler in Kamerun werden dagegen von den Franzosen vom Sockel gesprengt. Nach einer kurzen Schaffenspause nach dem Krieg entsteht 1921die Großplastik der „Speerwerfer“ für den Volkspark Berlin-Wilmersdorf, wofür er schon auf der Großen Kunstausstellung 1913 die Staatsmedaille erhielt.

Im Jahre 1926 erhält er den Auftrag für seine Heimatstadt Borna das Karabinier-Denkmal zu schaffen. Er fühlt sich geehrt und nimmt selbstverständlich den Auftrag an. Das Reiterstandbild wird eine Glanzleistung in seinem künstlerischen schaffen. Am 10. Juli 1927 wurde es während einer Wiedersehensfeier der ehemaligen Karabiniers in den Löscher-Anlagen eingeweiht. In den nächsten Jahren wird es ruhig um ihn. Seine künstlerisches Ansehen sang und von ihm wurde kaum noch was vernommen, was er sehr bedauerte. In einen Brief aus dem Jahre 1941 an den Bornaer Heimatforscher Robert Weber schreibt er: „Daß der Prophet in seinem Vaterland nichts gilt, trifft aber auch bei mir zu. Mir ist jedenfalls nichts davon bekannt, daß sich die Stadt (Borna) oder ein Kunstinteressent mal im Laufe meiner Schaffenszeit für meine Arbeit interessiert hätte. Das Karabinier-Denkmal hätte Borna auch nicht, wenn nicht die alten Soldaten s. Zt. die Angelegenheit erledigt hätten. Zum Überfluß ist das Denkmal von mir für die Selbstkosten geliefert worden und schon aus diesem Grunde ein Geschenk an die Stadt und an alle gewesen, die sich heute und in der Zukunft darüber freuen. Das letztere ist für jeden Künstler der wahre Lohn und daher auch für mich.“ Da klingt schon viel Verbitterung mit drin, die sich nach dem Krieg verstärkt haben wird, da er die Einschmelzung des Speerwerfers miterleben muss und auch den Abriss des Karabinier-Denkmals in seiner Heimatstadt. Damit war von ihm seine gesamte künstlerische Hinterlassenschaft zerstört. Daher ist es nicht verwunderlich, das er sich Jahre darum bemüht hatte, einen Neuguss des Speerwerfers anzufertigen und an der alten Stelle wieder aufzustellen. In einen Brief an den das Bezirksamt Wilmersdorf schreibt seine langjährige Mitarbeiterin Ella Parpart, die „geschaffene Speerwerfer-Figur ... wurde von der Bevölkerung des Bezirkes als ein Wahrzeichen der Sportfreudigkeit betrachtet ... Auch die Stadtverwaltung seiner Geburtsstadt, Borna in Sachsen, hat den Speerwerfer zu Ehren des Künstlers Möbius oft als Sportpreis vergeben.“
1954 entschließt man sich die Plastik wieder aufzustellen, doch Karl Möbius war zu diesem Zeitpunkt schon ein Jahr Tod, er verstarb am 20. Februar 1953.

Karabinier-Denkmal in Borna
Karabinier-Denkmal in Borna