Mit freundlicher Genehmigung vom Nachfahren des Orgelbauers Emil Müller, Herrn Gottfried Müller, darf ich diesen Artikel veröffentlichen.
Am 11. Oktober 2007 jährt sich zum 150. Male der Geburtstag von Georg Emil Müller, eines bedeutenden Sohnes der Stadt Borna. Als sein Urenkel will ich dies, auf Anregung von Herrn Thomas Bergner, zum Anlass nehmen, über ihn zu berichten. Dabei beziehe ich mich auf seine im Jahre 1927 verfassten Lebenserinnerungen, welche mir im handschriftlichen Original vorliegen sowie auf das in meinem Besitz befindliche Firmenarchiv der Orgel- und Harmoniumfabrik Emil Müller in Werdau.
Geburtshaus von Emil Müller, Rosengasse 1/Ecke Grimmaer Straße
Emil Müller wurde am 11. Oktober 1857 als einziges Kind eines Obermüllers in Borna, Grimmaische Straße 410h geboren. Sein Vater war der zweitälteste Sohn von 7 Kindern eines Häuslers in Reichstädt im Altenburgischen. Sein Urgroßvater war vierspänniger wohlhabender Bauer, hatte aber als Höriger des Grafen von Reichstädt der Napoleonischen Armee Vorspanndienste zu leisten und nach Russland folgen müssen. Nach dem Brand von Moskau und auf dem Rückzug um alles gekommen, kam er nur mit dem Peitschenstiel in der Hand an die Brandstätte seines Bauerngutes, das zurückflutende flüchtende französische Soldaten in Brand gesteckt hatten. Er starb als armer Mann. Die Mutter Emil Müllers war die älteste Tochter des berühmt gewordenen Orgelbaumeisters Urban Kreutzbach in Borna. Dieser, sein Großvater, war Däne, ein Kopenhagener Kaufmannssohn, dessen Vater, der Urgroßvater betrieb mit 2 Segelschiffen einen Großhandel mit Käse zwischen Dänemark und England, verarmte aber plötzlich. Während des Krieges und der Beschießung Kopenhagens durch die Engländer 1809 wurden seine beiden auf hoher See befindlichen Schiffe in Grund gebohrt und das ihm gehörende Wohn- und Geschäftshaus, am Hafen von Kopenhagen durch Beschießung eingeäschert. Durch Krieg und Feinde verarmt mussten sich beide Großeltern aus kleinsten Anfängen empor arbeiten. Urban Kreutzbach, der Großvater mütterlicherseits musste sich selbst einen Lehrmeister in einem Vorort von Kopenhagen suchen, um das Tischlerhandwerk zu erlernen. Von diesem Großvater hat Emil Müller nach eigenem Bekunden auch den Drang nach Wissen und Vorwärtskommen geerbt. Während seiner Kindheit, die er nur wenige Häuser entfernt von seines Großvaters Orgelbauanstalt verlebte, hat er die meiste freie Zeit in dessen Werkstatt zugebracht. Doch er wollte, wie sein jüngster Onkel, Julius Kreutzbach, Klavierbauer werden. Deshalb kam er Ostern 1871 zum Tischlermeister Backofen in die Lehre, dessen letzter Lehrling er wurde, weil dieser ein guter Freund des leider 3 Jahre vorher verstorbenen Großvaters war. Sein Lehrmeister, welcher sehr streng, gewissenhaft und peinlich genau war, hat es verstanden, ihm in der kurzen Zeit viel beizubringen. Nach vierwöchiger Lehrzeit hat er die erste Bettstelle und nach ca. 8 Wochen die ersten Waschtische bauen müssen. Er lernte furnieren, Farbe in Öl reiben, mit Wachs polieren und schleifen usw. Mit dem plötzlichen Tod seines Vaters, der sich einige Jahre zuvor eine Wassermühle in Reichersdorf bei Lausigk (heute: Bad Lausick) gekauft hatte und nach nur kurzer, aber schwerer Krankheit an schwarzen Pocken im 45. Lebensjahr unerwartet verstarb, sollte sich sein Lebensweg vorerst grundlegend ändern. Er musste seine Lehre, welche eigentlich zwei Jahre dauern sollte, verlassen. Als einziges Kind musste er fortan als Müller und Bäcker arbeiten, da seine Eltern neben der Müllerei noch Brotbäckerei betrieben. Ein älterer gewesener Bäckermeister machte den Meister und er musste alle Handreichungen und Griffe sowohl in der Bäckerei als auch in der Müllerei erlernen. Etwa 1 ½ Jahre hat er sich mit diesen Berufen abgemüht, aber er konnte weder Bäckerei, Müllerei noch der Feldwirtschaft Geschmack abgewinnen. Ein Zufall sollte ihm helfen.
Orgelbaumeister Georg Emil Müller
Eines Tages kam sein Onkel Bernhard Kreutzbach zu ihm und wollte in Lausigk die Orgel stimmen. Emil Müller musste ihm beim Anhalten der Töne helfen. Diesem schüttete er sein Herz aus und er ermunterte ihn, doch nach Borna zu kommen und den Orgelbau zu erlernen. Seine Mutter wollte davon nichts wissen, aber schon in den nächsten Tagen ging er ohne Abschied von zu Hause fort. Die Orgelbauanstalt von Urban Kreutzbach hatten die Söhne Richard & Bernhard Kreutzbach geerbt. Diese nahmen ihn als Praktikant auf und er konnte nun wieder an der Hobelbank seine Kenntnisse der Tischlerei praktisch verwerten. Hier hat er nun eine neue Lehrzeit absolviert. Nach knapp 2 Jahren fand sein Lern- und Wissensdrang keine Befriedigung mehr. Er wollte in die Fremde gehen. Beim Orgelbaumeister Conrad Geißler in Eilenburg fand er eine Anstellung. Hier konnte er sein Wissen im Orgelbau erweitern. Im Frühjahr 1876 ging er zu Wilhelm Sauer nach Frankfurt/O. – der damals größten Firma im norddeutschen Raum - um den Kegelwindladenbau kennen zu lernen. Hier wurden ihm selbständige Arbeiten anvertraut. Unter anderem ging er nach Lübeck, um in der dortigen Marienkirche die große Orgel zu reparieren. In der neu erbauten Universität in Kiel stellte er eine 2manualige Orgel auf, dann in der Mannheimer Trinitatiskirche eine 3manualige Orgel fertig. Da ihm die oberflächliche Arbeitsweise dort nicht gefiel, ging er im Januar 1877 zurück nach Borna. Sein Onkel Richard Kreutzbach war alleiniger Inhaber der Firma Urban Kreutzbach geworden und veranlasste ihn mit der Aussicht auf eine selbständige Stellung zu ihm zu kommen. Hier hat er nun in den nächsten zwei Jahren bis Frühjahr 1879 mehrere kleine Kegelladen-Orgeln und auch die 3manualige Orgel in Roßwein gebaut. Daneben wurden mehrere Reparaturen so z.B. an den zwei Silbermann-Orgeln in Rötha bei Leipzig und an der Orgel der katholischen Kirche in Leipzig, die 1848 von seinem Großvater gebaut wurde, ausgeführt. Wegen Arbeitsmangels entschloss er sich, nochmals in die Fremde zu gehen und fand im April 1879 Stellung bei der Firma G. F. Steinmeyer & Co. in Oettingen/Bries in Bayern. In Oettingen lernte er einen gut organisierten Orgelbaubetrieb kennen, wie er ihn vorher noch nicht erlebt hatte. Ein so komplettes Werkzeug, wie ihm dort ausgehändigt wurde, hatte er noch nicht gesehen.
Jede Orgel wurde im Saal fertig montiert, intoniert und gestimmt. In der Hauptsache wurde er mit Mechanik und Montagearbeiten beschäftigt. So ist die Mechanik in der Orgel der Lorenzkirche in Nürnberg zum Teil seine Arbeit. Sein Können und Wissen war im Orgelbau in Oettingen ganz bedeutend erweitert worden, auch im Harmoniumbau hatte er manches gesehen und abgezeichnet. Im Frühjahr 1881 entschloss er sich, eine Stellung als Stimmer bei Goll in Luzern anzunehmen. Die Zeit in der Schweiz gehört zu seinen schönsten Lebenserinnerungen. Sein Onkel Richard Kreutzbach holte ihn Anfang 1882 nach Borna zurück, da er größere Bauten in Aussicht hatte. Er wurde Geschäftsführer, mit der Versprechung, dass er das Geschäft einmal übernehmen sollte. Vom Frühjahr 1882 bis zum Frühjahr 1887 war er in selbständiger Stellung. Er machte alle Entwürfe und Zeichnungen so z.B. für die Orgel in Lindenau, für die Lutherkirche Leipzig und die Johanneskirche Gera. Letzteres Werk war die größte Orgel aus Kreutzbachs Orgelbauanstalt mit 52 Stimmen, 25 Nebenzügen mit drei Manualen. Es wurde im Herbst 1885 geweiht. Im Frühjahr 1886 kamen zu Kreutzbach zwei junge Schweden – Mannborg und Hofberg. Beide hatten bis dahin bei der Firma Nyström in Karlstadt in Schweden als Harmoniumbauer gearbeitet. Richard Kreutzbach zog sich immer mehr vom Geschäft zurück, so dass Emil Müller alle Arbeiten allein ausführen musste. Leider wollte sein Onkel diese Arbeit nicht entsprechend lohnen. Im Juli 1883 hatte Emil Müller geheiratet und musste nun darauf bedacht sein, seine finanzielle Stellung zu verbessern. Sein Onkel wies seine Vorstellungen jedoch immer wieder ab. Kurz vor Pfingsten ging Emil Müller auf die übliche Frühjahrsstimmreise und nahm den Gehilfen Mannborg zum Anhalten der Töne mit. Auf dieser Reise sollte sich sein Lebensschicksal entscheiden, wovon er allerdings nicht die geringste Ahnung hatte.
Das Jahr zuvor war von der Firma Kreutzbach der junge Orgelbauer Zillgitt weggegangen. Er hatte sich in Zwickau etabliert und später, da er nach Gera heiratete dort auch eine Filiale eröffnet. Als Emil Müller an diesem ersten Reisetage im Gasthaus mit Mannborg das Abendessen verzehrt hatte, ging dieser noch ein bisschen aus und Emil Müller ins Bett. Nach Mitternacht weckte ihn Mannborg in fideler Stimmung und erzählte ihm, er hätte Zillgitt getroffen und der hätte ihm erzählt, daß er beabsichtigte, die Bärmigsche Orgelbauanstalt in Werdau zu übernehmen. Herr Bärmig selbst hätte jedoch abgelehnt, sich aber nach Emil Müller bei Kreutzbach erkundigt und geäußert, dem würde er sein Geschäft gern verkaufen. Mannborg schilderte alles gesprochene sehr eingehend und redete ihm zu, an seiner Stelle würde er zugreifen und er hätte doch das Zeug dazu, sich selbständig zu machen. In einer schlaflosen Nacht fühlte er, dass ein neuer Gedanke in sein Leben getreten war. Als er von der Reise zurück kam und seiner Frau alles erzählte, war auch diese der Meinung, dass er die Gelegenheit ergreifen müsste. Am Himmelfahrtstag 1887 traf er Herrn Bärmig in Werdau, der ihm bereitwillig alles überlassen wollte, was an Material, Werkzeug, Mensuren und Zeichnungen vorhanden war. Auf die Frage, was für einen Preis er zahlen solle, antwortete dieser: „Fangen sie nur erst an und suchen sie sich erst Arbeit dann werden wir mit dem Preise schon einig“. Auf der Suche nach einer Wohnung fand er etwas Passendes beim Bäckermeister Golle. Am 3. Pfingstfeiertag 1887 eröffnete er sein Geschäft als „Emil Müller, Gotthilf Bärmigs Nachf. Orgelbauanstalt“ und verbreitete dies mit einem Rundschreiben an alle Pfarrer, Kantoren und Organisten. Es gingen bald kleine Aufträge ein und nach einigen Monaten der Neubau einer 2manualige Orgel für die Dorfkirche Irfersgrün/Vogtland, welche am Sonntag vor Weihnachten geweiht wurde.
Emil Müller schreibt in seinen handschriftlichen Lebenserinnerungen auf Seite 13: Dem Leser dieser Zeilen wird wohl die Frage gekommen sein, warum wollte Bärmig wohl das Geschäft gern an mich verkaufen? Hier die Antwort darauf: Im Jahre 1836 kam der Tischlergehilfe Gotthilf Bärmig aus Werdau nach Borna zu meinem Großvater Urban Kreutzbach um als Praktikant während der nächsten 3 Jahre den Orgelbau zu erlernen. Im Juli 1839 nach beendeter Lehrzeit erhielt Bärmig ein vorzügliches Zeugnis über seine Tätigkeit. Bärmig ging dann in die Fremde, hat längere Zeit in Wien, namentlich aber bei Mauerracher in Salzburg gearbeitet und hat sich dort neben dem Orgelbau auch dem Phys-Harmonikabau gewidmet, dann im Jahre 1846 in seiner Heimatstadt Werdau etabliert. Die Phys-Harmonika war der Vorläufer des Harmoniums. 1848 siedelte aber Bärmig mit seinen ersten Gehilfen wieder zu Kreutzbach über und half denselben, die Orgel in der katholischen Kirche zu Leipzig fertig bauen. In Leipzig lernte Bärmig meine Mutter näher kennen und es waren besondere Verhältnisse schuld daran, dass aus diesen beiden kein Paar fürs Leben geworden ist.“
Im Frühjahr 1888 bekam Emil Müller den Auftrag für seine zweite Orgel. Gleichzeitig konnte er ein Grundstück am Roten Berg in Werdau erwerben und nun in eigenen Räumen arbeiten und wohnen. 1889 begann er mit der Herstellung von Orgelteilen. 1890 vergrößerte er seine Werkstatt und baute seine ersten Harmoniums nach Drucksystem. 1892 fing er an, sich dem Saugwindsystem zu zuwenden. Im Jahre 1895 baute er ein Werkstattgebäude und 1897 einen Orgelmontagesaal. Von 1896 an häuften sich die Aufträge im Orgel- und Harmoniumbau. Daher gab er den weniger Gewinn bringenden Orgelteilebau auf. Ab 1898 entwickelte sich seine Harmoniumfabrik immer mehr und mehr, so dass er 1901 mit seinem Personal die Fertigstellung des l000. Harmoniums feiern konnte. Seine Instrumente fanden inzwischen Abnehmer in der Schweiz, Rußland und Frankreich.
Montagesaal in der späteren Firma von Emil Müller, 1927
Stimmer- und Ausarbeitersaal der Firma Emil Müller, 1927
Im Jahre 1903 kaufte Emil Müller ein Fabrikgebäude an der Werdauer Pestalozzistrasse und baute dieses für seine Zwecke um. Im Sept. 1903 nahm er den Betrieb in der neu eingerichteten Fabrik auf. Seine ganze Kraft widmete er nun dem Harmoniumbau. Im April 1904 brachte er die ersten Instrumente an die Firma de Heer in Rotterdam zum Versand. Darauf folgten viele Bestellungen aus Holland. Er entschloss sich daher, den Orgelbau ganz aufzugeben. Im April 1905 stellte er sein letztes Orgelwerk für die Kirche in Fröbersgrün bei Plauen fertig. In den folgenden Jahren erweiterte er seinen Betrieb ständig. Einen größeren Aufschwung nahm seine Fabrikation durch den von ihm 1905 eingeführten Harmoniumspielapparat „Harmonista“ und später noch mehr durch den als Klaviatur eingebauten Spielapparat. Am 1. Januar 1910 zog er sich als tätiger Teilhaber vom Geschäft zurück und nahm seinen Sohn Kurt und seinen Schwiegersohn Arwed Brandner als Teilhaber ins Geschäft auf. Er setzte sich in dem Villenort Niederlößnitz und später in Pillnitz bei Dresden zur Ruhe. Am 1. Juli 1913 trat er aus der Firma aus, blieb aber bis zu seinem Tod am 4. Oktober 1928 stiller Gesellschafter. Seine Beisetzung fand am 8. Oktober 1928 auf dem Waldfriedhof in Werdau statt. Sein Grabmal und das einiger anderer Persönlichkeiten der Stadt Werdau, wurde unter Denkmalschutz gestellt.
Firmengelände in Werdau, um 1912
Bis 1913 hatten ungezählte Orgelteilen, Pfeifen aus Holz und Metall, 40 neue Orgelwerke und zirka 22.000 Harmoniums von Werdau aus ihre Reise in alle Erdteile angetreten. Müller-Orgeln findet man überwiegend im sächsischen Raum, heute z.B. noch in der Trinitatiskirche in Crimmitschau, St. Nicolai in Langenbernsdorf, in Lauenhain sowie im Vogtland.
Harmoniumkatalog, 1927
Bis zum 40jährigen Betriebsjubiläum 1927 wurden 60.000 Müller-Harmoniums hergestellt. Die Firma Emil Müller war zu diesem Zeitpunkt die größte Harmoniumfabrik in Europa. In den Jahren der Stagnation während der Weimarer Republik erfolgte 1931 die Aufnahme der Möbelproduktion als weiteres Standbein. Ab 1935 bewarb man sich um Aufträge für die Wehrmacht, um eine Weiterbeschäftigung des Personal zu sichern und an Material zu gelangen. Mit Ausbruch des Krieges 1939 wurden zunehmend für das Militär Möbel und Munitionspackgefäße gebaut. Im Jahr 1940 verstarb Arwed Brandner und der Betrieb wurde als KG von Kurt Müller allein geführt. Das Schicksal des Betriebes und die Produktion nach dem 8. Mai 1945 gleichen dem vieler anderer Unternehmen in der sowjetischen Besatzungszone, der Betrieb wurde unter Zwangsverwaltung gestellt. Es folgten Willkürakte der Besatzer. Die Produktion erfolgte nun im Auftrag der SMAD. Am 18. Oktober 1945 wurde mein Großvater Kurt Müller von der Sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und in einem Schnellgericht am 8. Dezember 1945 zum Tode verurteilt. Als Gründe wurden im Urteil angeführt, dass er mit der Produktion für das Militär unmittelbar zur Verlängerung des Krieges beigetragen hat. Am 29. Dezember 1945 wurde er an einem bisher unbekannten Ort hingerichtet. Es folgte schließlich im Jahre 1946 die Enteignung nach dem Volksentscheid in der sowjetischen Besatzungszone – der Betrieb wurde VEB und stellte fortan Möbel her. 1950 wurden aus Restbeständen die letzten sechs Harmoniums für einen Kunden in Übersee produziert. Damit ging die Ära der Harmoniumbaues in Werdau endgültig zu Ende.
Nachwort: Während meiner Kindheit, war das Schicksal meines Großvaters kein Thema in der Familie und schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Später als Jugendlicher habe ich das Ganze natürlich hinterfragt, aber auch damals konnte ich nicht mit letzter Gewissheit Antworten erhalten. Mit der Wende habe ich sofort die Chance ergriffen und Nachforschung über den Suchdienst des DRK in Berlin und München angestrebt. Nachdem ich von dort endlich im Jahre 2004 Auskunft erhielt, habe ich die Rehabilitation meines Großvaters Kurt Müller durch die Russische Föderation beantragt. Ein Ergebnis meiner langjährigen Bemühungen war schließlich die auszugsweise Herausgabe von Verhör- und Prozessakten aus dem Archiv des FSB in Moskau. Bei der Beschaffung dieser Unterlagen wurde ich durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten in Dresden unterstützt. 2005 gelang mir schließlich auch die Übernahme noch vorhandener Akten aus der Zeit bis zur Enteignung des Betriebes. Der Pflege und Bewahrung dieses Erbes fühle ich mich mit tiefem Dank gegenüber meinen Vorfahren verpflichtet. Wer persönliches Interesse an Informationen zum Müllerschen Orgel- und Harmoniumbau hat oder mir Hinweise hierzu geben kann, den bitte ich, mit mir per Telefon 03761/881538 oder per Email:
Grabstätte von Emil Müller auf dem Waldfriedhof Werdau