Hans Georg Schott wurde am 17. Februar 1894 in Grimma geboren. Kurze Zeit danach zog die Familie nach Borna, wo der Vater Emil Schott eine Fleischerei in der heutigen Wettinstraße 2 eröffnete. Er besuchte die Volksschule und absolvierte erfolgreich das Abitur am hiesigen Realgymnasium. Danach begann er eine Kaufmannslehre bei der Leipziger Firma Schomburgk „Kaffee und Tee engros“. Als Kriegsteilnehmer von 1916 bis 1918 kam er unbeschadet aus dem Weltkrieg zurück. Er erhielt eine Anstellung als Abteilungsleiter der Bezugsscheinstelle beim Magistrat in Leipzig. Doch schon bald zog es ihn nach Berlin, wo er von 1921 bis 1927 ein Zigarrengeschäft betrieb. Danach arbeitete er fast neun Jahre im Bahnhofswirtschaftsbetrieb Berlin-Rummelsburg bzw. Berlin-Charlottenburg.
1937 zog es Georg Schott in die Industrie. Er wurde Angestellter der Braunkohlenwerke Salzdetfurth A.G. Berlin. Anfangs arbeitete er in der Hauptverwaltung Berlin und pendelt öfters zwischen der Reichshauptstadt und Borna. Ab Anfang der 1940er Jahre war er ständig in der Leitung des Braunkohlenwerkes Borna beschäftigt. In dieser Zeit bezieht er eine kleine Wohnung in der damaligen Hindenburgstraße 34 („Zwiebelhaus“), dem Nachbarhaus seiner Eltern.
Foto: Georg Schott (Museum der Stadt Borna)
Als die Amerikaner die Stadt Borna vom Joch des Nationalsozialismus befreiten, stellten sie am 16. April 1945 Georg Schott wegen seiner guten Englischkenntnisse als Dolmetscher ein. Zu dieser Zeit hatte Borna keinen Ersten Bürgermeister. Der alte Bürgermeister, Friedrich Munde, war auf der Flucht und zu dem verdienstvoller Dr. Walter Thierbach hatten die Amerikaner wohl kein richtiges Vertrauen. So ernannte man kurzer Hand den parteilosen Georg Schott am 18. April 1945 zum Ersten Bürgermeister der Stadt Borna.
Ernennungsurkunde zum Ersten Bürgermeister 1945 (Museum der Stadt Borna)
Die Amerikaner beglaubigten ihm in einem Zeugnis vom 22. Juni 1945 folgendes: „Herr Schott war während der amerikanischen Besatzung der Bürgermeister von Borna, er wurde eingesetzt, nachdem die Amerikaner in dieses Gebiet gekommen waren und hat sich als ein ausgezeichneter und tüchtiger Organisator erwiesen und ausgezeichnet mit den amerikanischen Behörden zusammengearbeitet. Er wird für jede Vertrauensstellung aufs Beste empfohlen, das die Zusammenarbeit mit der Militärregierung das höchste Lob verdient.“ Einer seiner ersten und wichtigsten Hauptaufgaben das Flüchtlings- und Evakuierungsproblem. Zum einen war die Stadt voll mit ehemaligen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern. Zum Anderem kamen immer mehr Flüchtlinge aus Schlesien und dem Sudetenland nach Borna. Nach dem Rechenschaftsbericht der Stadtverordneten vom Juni 1946 seien „Ueber 40 000 solcher Menschen … von der Stadt Borna betreut, verpflegt und abtransportiert worden.“ (LVZ vom 4. Juni 1946)
Mit der Übernahme der Stadt Borna durch die russische Besatzungsmacht wurde Georg Schott als Erster Bürgermeister mit seinem Stellvertreter Dr. Walter Thierbach übernommen. Jedoch mit der Festnahme von Dr. Thierbach durch den NKWD (russischer Geheimdienst) am 13. Juli 1945, wurde ihm der Kommunist Ernst Ulbricht als Bürgermeister an die Seite gestellt. Spätestens jetzt wurde auf Georg Schott Druck ausgeübt einer der „antifaschistischen Parteien" beizutreten. So wurde er am 1. Oktober 1945 Mitglied der SPD. Der späteren Zwangsvereinigung 1946 zur SED und deren Mitgliedschaft konnte er sich nicht erwehren. Seine Tätigkeit als Erster Bürgermeister beschrieb er im Juli 1946 so: „Mein Verhältnis zu der russischen Besatzungsmacht gestaltete sich gleich von Anfang an zu einem äußerst günstigen, nicht blos zur Kommandantur, sondern auch zu der Truppe und der im Amtsgericht untergebrachten russischen Polizeiabteilung.“ Doch ganz so gut schien die Arbeit doch nicht zu laufen. Denn er stellte fest, dass er auch nur eine Marionette der Russen war. Denn ein paar Zeilen weiter schrieb er: „Meine Tätigkeit als Erster Bürgermeister erstreckt sich überhaupt in der Hauptsache darauf die Aufträge , Befehle und Wünsche der russischen Besatzungsmacht auszuführen. Dieselben sind viele und große, oft undurchführbare erscheinende.“
Bürgermeister Georg Schott (r.) mit seiner Schwester Margarete (l.)
und russischen Offizieren, 1946 (Museum der Stadt Borna)
Im September 1946 kam es zu den einzigen freien Kommunalwahlen in der Sowjetischen Besatzungszone, die jedoch unter Druck der Besatzungsmacht und der Kommunisten die SED als Führungspartei legitimieren sollte. Doch für Borna ging der Schuss nach hinten los, da die CDU die meisten Stimmen bei der Stadtverordnetenwahl und auch bei der späteren Landtagswahl im Oktober erhielt. Damit stellte die CDU die größte Fraktion im Rathaus und schlug Dr. Heinz Richter aus Leipzig als neuen Ersten Bürgermeister vor. Am 25. November 1946 wurde dieser einstimmig von den Stadtverordneten gewählt. Bis zum 31. Januar 1947 blieb noch Georg Schott im Amt und übergab ordnungsgemäß die Amtsgeschäfte an Dr. Richter.
Danach wurde Georg Schott Leiter des Braunkohlenwerkes Witznitz. Diese Funktion hatte er bis zu seinem Vorruhestand im Jahre 1953 inne. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er bei seiner Schwester Margarete in Geithain, die hier ein Haushaltwarengeschäft betrieb.
Georg Schott, um 1960
Am 21. März 1973 verstarb Georg Schott und wurde am 16. April, genau an dem Tag als er 28 Jahren zu vor in den verantwortungsvollen Dienst der Stadt Borna eintrat, auf dem Friedhof Geithain begraben. Seine Verdienste für die Stadt Borna in diesen schweren Zeiten des Wiederaufbaues nach dem 2. Weltkrieg sind heute leider vergessen. Trotz aller Abhängigkeit von den Militärmächten hat er versucht, immer das Beste zum Wohle der Stadt Borna zu erreichen.